Düsseldorf - Die Arbeitnehmer erhalten einen immer geringer werdenden Anteil am eigentlich wachsenden Wohlstand. Selbst in der Spätphase des Aufschwungs geht die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinander. Wie das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung http://www.boeckler.de aufzeigt, gehen die Bezieher unterschiedlicher Einkommen daher mit unterschiedlichen Voraussetzungen in den bevorstehenden Wirtschaftsabschwung. Dem WSI zufolge hat die Gewinnquote am Volkseinkommen einen neuen Höchststand erreicht. Der Anteil der Arbeitnehmer daran sinke hingegen auch in Zeiten des Wachstums. Von der Steuerpolitik der Bundesregierung werde der Trend zur Ungleichheit sogar noch verstärkt, kritisiert das WSI.
Während die Einkommen aus Gewinnen und Vermögen im Vorjahr 34 Prozent des privat verfügbaren Volkseinkommens ausmachten, stiegen sie im ersten Halbjahr 2008 mit 35,8 Prozent auf einen neuen Spitzenwert. Von dieser Entwicklung profitieren jedoch hauptsächlich Unternehmen, wobei besonders die Gewinne von Produktionsunternehmen deutlich zulegten. Mit dem "oberen Drittel der Einkommensbezieher" kommen die Mittel aus Gewinnen und Vermögen nur einem kleinen Personenkreis zu. Lediglich vier Prozent der Erwachsenen in Deutschland hätten einen Anteil an Betriebsvermögen.
Die Krise an den Finanzmärkten sowie in der Realwirtschaft zeige die wirtschaftlichen Gefahren einer ungleichen Verteilung deutlich. "Einerseits suchen Privatpersonen und Unternehmen mit sehr hohen Einkommen bzw. Gewinnen weltweit intensiv nach lukrativen Anlageformen. Offenbar wächst dabei die Neigung zur riskanten Spekulation - mit destabilisierenden Folgen für die Realwirtschaft. Andererseits lässt die schwache Entwicklung bei den Masseneinkommen Konsum und Binnennachfrage lahmen", erklärt WSI-Verteilungsforscher Claus Schäfer.
Das schwache Kaufkraftpotenzial der Arbeitnehmer sei hauptsächlich auf niedrige Gehälter zurückzuführen. So sank die Lohnquote auch angesichts einer stabilen wirtschaftlichen Entwicklung. Während sich die Nettolohnquote vor den 1990er Jahren noch auf einem Niveau von über 50 Prozent bewegte, sank sie im ersten Halbjahr 2008 auf nur 39,3 Prozent. Zudem sei die Zahl von Arbeitnehmern mit Niedriglöhnen trotz relativ guter Arbeitsmarktzahlen gestiegen. Damit steuere die Konjunktur auf harte Zeiten zu. Einknickende Exporte könnten auch im Inland aufgrund einer erwartet rückläufigen Nachfrage nicht kompensiert werden. Es sei zu befürchten, dass Armut in Deutschland weiter zunehme.