London - Um die äußerst bedenklichen
Auswirkungen der globalen Erwärmung noch abwenden zu können, müsse
umgehend gehandelt werden. Dies sagte Robert Watson, Vorsitzender des
Intergovernmental Panel of Climate Change (IPCC) http://www.ipcc.ch . Im
jüngst veröffentlichten 2.000 Seiten umfassenden Report des IPCC gehen
Wissenschaftler davon aus, dass die globalen Temperaturen bis zum Ende
des Jahrhunderts um 5,8 Grad Celsius ansteigen werden. Watson lehnt die
Haltung des US-Präsidenten George W. Bush , der an der Existenz der
Klimaerwärmung zweifelt, ab.
"Wir wissen genug, um zu sagen, dass die Klimaerwärmung ein
ernstzunehmendes Umweltproblem ist", so Watson. Dies wurde kürzlich durch
Studien bewiesen, die auch die verheerenden ökologischen Konsequenzen
einer Erderwärmung aufzeigten. Einige wissenschaftliche Reporte sind in
ihren Aussagen über die klimatischen Veränderungen deutlich vorsichtiger
und räumen ein, dass es noch immer viele Unsicherheiten auf diesem
Forschungsgebiet gebe. Am nun veröffentlichten Bericht des IPCCs waren
rund 3.000 Wissenschaftler beteiligt. Einige davon sind renommierte
Meteorologen, so Watson. Ihre Prognosen basiert auf Computermodellen.
Hauptverantwortlich für die Krise seien industrielle Verunreinigungen, im
Speziellen Gas-Emissionen.
Bush zog trotz der umfassenden Beweise im Bericht die Unterstützung für
Ratifizierung des Kyoto-Protokolls zurück. Er stellte den Zusammenhang
zwischen höheren Temperaturen und Umweltverschmutzung in Frage. Im
Gespräch mit der BBC http://news.bbc.co.uk meinte Watson, dass
wissenschaftliche Unsicherheiten über die globale Erwärmung kein Grund
für Untätigkeit sein dürfe.
Nach Ansicht von Watson ist es notwendig, kosteneffiziente Technologien
einzusetzen, um die Treibhausgas-Konzentrationen zu reduzieren. Der
US-Präsident meinte allerdings, dass es unfair sei zu erwarten, dass die
USA und andere Industriestaaten für das Problem verantwortlich seien.
Dabei liegt es laut Watson auf der Hand, dass Treibhausgas-Emissionen von
der industrialisierten Welt stammen. Auch in Zukunft blieben die
Pro-Kopf-Emissionen Indiens und Chinas klar hinter jenen der USA und
Europa.
Den Zeitpunkt der formalen Veröffentlichung sei gerade richtig, so der
Experte. Nächste Woche treffen sich in Bonn mehr als 150 Politiker mit
dem Ziel, das Kyoto-Übereinkommen noch zu retten. Bemühungen gehen auch
in die Richtung, die USA doch noch ins Boot zu holen. Einige Länder haben
die Implementierung des Abkommens bereits in Frage gestellt, wenn die
Unterstützung des weltgrößten Kohlengasproduzenten fehlt. Der dänische
Umweltminister Jan Pronk und Vorsitzender der Gespräche in Bonn plädiert
auf die rasche Umsetzung des Kyoto-Protokolls. Werde es nochmals
verschoben, sei das Projekt gestorben.