Linz: Rund um den bevorstehenden Valentinstag hat das
Schnittblumengeschäft in Österreich Hochkonjunktur. Rund 45 Millionen Euro geben
ÖsterreicherInnen jährlich dafür aus. Um diesen Bedarf zu decken, müssen mehr
als 80 Millionen Rosen nach Österreich importiert werden - der überwiegende Teil
davon aus Entwicklungsländern.
Kaum jemand weiß, dass jede vierte dieser Rosen aus dem ostafrikanischen Land
Kenia stammt, wo sie in der Regel unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen
produziert wurde. Das Aktionsteam von Südwind reiste im Rahmen des Programms
"Handeln für Eine Welt" nach Kenia. Die Südwind-Sprecherin Christina Schröder
konnte vor Ort mit den Betroffenen sprechen und so einen Blick hinter die
Kulissen der Blumenindustrie werfen.
"Wenn man bedenkt, wie viel die Blumen den Farmen an Gewinn bringen und wie wir
Arbeiterinnen leben! Der Lohn ist viel zu niedrig!" kritisiert Teresia, eine
28-jährige Blumenarbeiterin, die das Südwind-Aktionsteam zu Hause besuchte. In
ihrer 3x3m großen Lehmhütte gibt es weder Strom noch Fließwasser. Hier lebt die
Alleinerzieherin mit ihrer sechs Monate alten Tochter und ihrem kleinen Sohn.
Fast 14 Stunden arbeitet sie täglich, mitunter sieben Tage die Woche. Dafür
bekommt sie ca. 50 Euro im Monat. Abzüglich Miete und Transport zur Arbeit
bleibt ihr etwa 1 Euro am Tag für Essen, Kleidung und die Deckung anderer
Grundbedürfnisse ihrer Familie. Sexuelle Belästigung durch Vorgesetzte, so
Teresia, ist auf ihrer Farm an der Tagesordnung. Eine Beförderung könne man kaum
ohne sexuelle Gefälligkeiten erreichen.
"Wer die Arbeitsbedingungen auf den kenianischen Blumenfarmen kennt, will
,faire' Blumen kaufen", lautet das Resümee von Christina Schröder nach ihrer
Rückkehr aus Kenia und macht auf Kaufalternativen aufmerksam. Seit vielen Jahren
sind faire Blumen auch in Österreich erhältlich. "Von großer Wichtigkeit ist
allerdings, dass nur unabhängige Kontrollen der Kriterien eines Gütesiegels die
Umsetzung von sozial- und umweltverträglichen Arbeitsbedingungen auf
Schnittblumenfarmen garantieren. Die Einbeziehung aller Beteiligten -
Gewerkschaften, NGOs, Handel und ProduzentInnen - ist dabei von zentraler
Bedeutung", betont Sophie Veßel von FIAN Österreich.
Irene Jäger, Vertreterin von Linz09, weist darauf hin, dass "die Aktion ,Faire
Blumen retten die Welt' passend zum Valentinstag darauf aufmerksam macht, dass
auch jede Linzerin und jeder Linzer einen Beitrag zu mehr Fairness in der
Blumenproduktion leisten kann."
Gelegenheit dazu bietet das Linz09 Projekt "52 Wege die Welt zu retten". Am 13.
und 14. Februar 2009 lädt Südwind in Kooperation mit Linzer BlumenhändlerInnen
zum Fair-schenken von Rosen ein. In der speziellen Linz09 Bushaltestelle
"Weltrettung", die sich auf der Linzer Nibelungenbrücke befindet, können fair
gehandelte Rosen erworben werden. Darüber hinaus informieren
Südwind-MitarbeiterInnen über konkrete Handlungs- und Kaufalternativen in
Oberösterreich.
Südwind wird heuer noch mindestens zwei weitere Wege zur Rettung der Welt im
Rahmen von Linz09 vorstellen. Klar scheint, "nur wenn wir auf nationaler und
internationaler Ebene zusammenarbeiten und Aufklärungsarbeit leisten, wird es
uns gelingen, den nötigen Druck aufzubauen, um die Menschen über die Profite zu
stellen", wie Südwind-Mitarbeiterin Sabine Klapf erläutert.
Nähere Infos zu fairen Kaufalternativen:
http://www.fian.at
http://www.fairtrade.at