Papeete/Oxford - Ausgerechnet im Tropenparadies der Südseeinsel Tahiti konnten Forscher der Oxford University über fossile Korallen die rasche Veränderung der Eisdecken und den damit verbundenen Anstieg des Meeresspiegels nachweisen. In nur wenigen hundert Jahren ist der Meeresspiegel um mehrere Meter angestiegen, berichtet das Wissenschaftsmagazin Science. Das zeigt auch klar, dass die natürlichen Erwärmungsmechanismen, die bisher für das Ende der Eiszeit verantwortlich gemacht wurden, nicht mit dem Ende der vorletzten Eiszeit vor 137.000 Jahren zusammenpassen.
"Es ist erstaunlich wie schnell diese Schmelze vor sich geht und wie enorm das Volumen des schmelzenden Eises war", so Studienautor Alex Thomas vom Department of Earth Sciences der Oxford University http://www.earth.ox.ac.uk . "Im Falle der Schmelze nach der vorletzten Eiszeit sprechen wir von Eisdecken mit Dicken von bis zu fünf Kilometer, die den größten Teil des heutigen Kanada und der USA zugedeckt hatten", erklärt Thomas. Tahiti sei ein idealer Platz, um die Auswirkungen der Schmelze und den daraus entstandenen Anstieg des Meeresspiegels zu studieren. Ein Grund dafür sind die dort heimischen verschiedenen Korallenarten, die in verschiedenen Meerestiefen leben, aber mit konstanter Geschwindigkeit absinken. Zudem liegt Tahiti weit genug von diesen Eisdecken entfernt. Das schließt Verdrängung und Gravitationseffekte aus.
Das Forscherteam hat mit Roboter-U-Booten den Meeresboden angebohrt und anschließend die Bohrkerne untersucht. Mit Hilfe der Uran-Datierungs-Methode konnten die Forscher die Veränderungen des Meeresspiegels in verschiedenen Zeitperioden nachweisen. Die Zeitabfolge dieser Veränderung macht deutlich, dass ein natürlicher Erwärmungsmechanismus - die so genannte Sommer Insolation auf der Nordhemisphäre - nicht zum Abschmelzen des Eises geführt und damit die Eiszeit beendet hat.
"Bisher sind wir aber von dieser Annahme ausgegangen", meint Thomas. Anstatt dessen beginnen wir mit diesem Forschungsergebnis zu verstehen, wie schnell es zu Veränderungen der Eisbedeckung kommen kann. "Bisher ist es uns noch nicht gelungen, zu erklären, welche Phänomene dafür eine Rolle spielen", so der Forscher abschließend.