Radolfzell - Fledermäuse gehen gemeinsam auf Insektenjagd und verständigen sich dabei mit speziellen Lauten über die Position der Beutetiere. Das berichten Biologen im Wissenschaftsjournal Proceedings. Sie untersuchten bei der Hasenmaul-Fledermaus in Panama, wie sich weibliche Tiere in kleinen Gruppen auf der Jagd verhalten. "Die Tiere informieren einander über den Erfolg in der Futtersuche, indem sie die Echosignale der Ortungsrufe der anderen Tiere passiv wahrnehmen", berichtet Forschungsleiterin Dina Dechmann vom Max-Planck-Institut für Ornithologie http://www.orn.mpg.de im pressetext-Interview. Diese Verständigung mache die Jagd der Tier effektiver, da es das abgesuchte Gebiet vergrößert.
Die Forscher orteten die fliegenden Säugetiere zunächst mit Harfenfallen. "Dabei werden dünne Nylonfäden auf einen Rahmen gespannt. Die Fledermäuse nehmen die Falle kaum wahr, verfangen sich und rutschen in einen Beutel. So kann man sie mit einem Sender versehen", so Dechmann. Auf diese Weise konnte beobachtet werden, dass die Hasenmaul-Feldermaus auf der Jagd stets in Rufweite ihrer Familienmitglieder bleibt. "Sie jagen die Insekten in Gruppen von fünf bis 20 Tieren und locken ihre Artgenossen durch spezielle Echoortungslaute, sobald sie eine Beute entdeckt oder gefangen haben. Zwischen den Tieren besteht ein Geben und Nehmen, das die Gruppe zusammenhält." Das stellten die Forscher durch Versuche mit Lautsprechern fest, über die Aufnahmen von Ortungsrufen abgespielt wurden.
Neben der Nahrungssuche gibt es jedoch noch weitere Gründe, die zur Gruppenbildung bei Fledermäusen führen. Die Behausung spielt dabei oft eine wichtige Rolle. "Da die Quartiere limitiert sind und Fledermäuse sehr hohe Ansprüche stellen, sind die Tiere in vielen Gebieten zum Zusammenleben gezwungen", berichtet Dechmann. Manche Arten würden Harems bilden. "Dabei höhlt das Männchen ein bestehendes Termitennest aus und erlaubt es mehreren Weibchen, denen diese warme Unterkunft gefällt, hier einzuziehen." Vampirfledermäuse, die mindestens jeden zweiten Tag eine Blutmahlzeit benötigen, würgen bisweilen ihre Nahrung hoch, um damit Artgenossen mit leerem Magen zu füttern. Schwangere Fledermausweibchen halten durch Körperkontakt ihren Stoffwechsel aufrecht, damit sich die Embryonen weiterentwickeln können. "Das Spektrum sozialer Verhaltensweisen von Fledermäusen reicht von einfach bis hochkomplex", so die Fledermaus-Spezialistin.
Obwohl Fledermäuse aufgrund der schwierigen Erforschung und wegen ihres Versteck-Verhaltens wenig bekannt sind, bilden sie nach den Nagetieren die größte Gruppe der Säugetiere. "Es gibt über 1.200 Arten, die sich je nach Art von Insekten, Früchten und Nektar ernähren, teilweise auch von Fischen, Fröschen oder von migrierenden Vögeln. Weltweit ist jedoch ein starker Rückgang der Tierbestände zu verzeichnen", so Dechmann. Die Tiere hätten vor allem mit dem Wandel der landschaftlichen Nutzung zu kämpfen. "Sie leben am liebsten in Estrichen, Stollen oder in alten Bäumen mit Baumhöhlen. Diese Lebensräume sind jedoch bedroht." Durch Pilzerkrankungen stehen derzeit ganze Populationen in Nordamerika vor der Ausrottung. Zu schaffen machen den Tieren jedoch auch die Vorurteile der Menschen. "Der Aberglaube herrscht vor, dass Fledermäuse Blut saugen. Das ist jedoch nur bei sehr wenigen Arten der Fall."