Isle of Man - Die Gruppe Internet Villages International http://ivint.co.uk verfolgt den Bau eines der weltgrößten Rechenzentren im schottischen Dumfries. Mehrere nicht näher bekannte Investoren sollen durch ihre Beteiligungen auf einer Fläche von rund einem Quadratkilometer die Errichtung von Alba 1, der ersten nachhaltigen, weil energieautarken Großrechenanlage, ermöglichen. Laut Projektplan werden in mehreren Hallen rund 278.000 Quadratmeter Servernutzfläche zur Verfügung stehen. Die behördliche Genehmigung steht zwar noch aus, die Eröffnung des Rechenzentrums ist jedoch schon für 2010 geplant.
"Aufgrund der konstant moderaten Temperaturen in Schottland ist der Betrieb von großen Rechenzentren im Hinblick auf deren effiziente Kühlung etwas einfacher. Daher scheint mir die Errichtung einer energieautarken Anlage in dieser Größenordnung ein realisierbares, wenn auch ambitioniertes Unterfangen zu sein", sagt Wolfgang Schwab, Senior Advisor & Program Manager Efficient Infrastructure bei der Experton Group http://www.experton-group.de , im Gespräch mit pressetext. Vielmehr stelle sich die Frage, ob so eine Anlage wirtschaftlich betrieben werden kann.
Alba 1 soll laut Guardian über 1.000 Arbeitsplätze schaffen und mit Hilfe der dort installierten Kapazitäten maßgeblich zu verlässlicheren und schnelleren Internetservices in Großbritannien beitragen. Bisher erfolgte die Versorgung der Insel mit Content vorwiegend von London, Kontinentaleuropa oder den USA aus. Die durch die örtliche Nähe des Rechenzentrums erzielbaren minimalen Geschwindigkeitssteigerungen im Datenverkehr könnten jedoch bereits entscheidende Auswirkungen auf die Funktionalität von Internet-Diensten haben (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/090624015/).
In Schottland, wo zahlreiche Unternehmen der Halbleiterindustrie ansässig sind, sind noch weitere Rechenzentren geplant. Alba 1 soll allerdings über Biomasse- und Windkraftwerke zu 100 Prozent mit Strom versorgt werden, während andere Konzepte auf Strömungs- oder Wellenkraftwerke setzen. Die Energieunabhängigkeit solcher Großrechenzentren scheint dringend nötig: Bei einem geschätzten Richtwert von 1.500 Watt Stromverbrauch pro Quadratmeter Serverfläche würden allein für den Betrieb von Alba 1 Leistungskapazitäten in Höhe von 417 Megawatt notwendig.
Angaben des Borderstep-Institutes http://www.borderstep.de zufolge existierten 2007 in Deutschland bereits etwa 50.000 Rechenzentren unterschiedlicher Größe bei rund 1,5 Mio. Serverrechnern. "Je nach Erhebungsmethode schwanken die Verbrauchszahlen, wobei mir ein Anteil von zwei bis drei Prozent am Gesamtenergieverbauch realistisch erscheint", so Schwab. Der Stromverbrauch von Rechenzentren ließe sich bei gleichbleibender Last jedoch um 50 bis 60 Prozent senken, so der Experte weiter. Dafür müssten allerdings effiziente Kühlungssysteme installiert, Server durch Virtualisierungssoftware besser ausgelastet, qualitätsvolle und gleichermaßen stromsparende CPUs eingesetzt und auf intelligenten Netzteilen basierende Strommanagement-Systeme installiert werden. Im Falle von Neubauten könnte die Energiebilanz durch eine adäquate Nutzung der Abwärme sogar noch um weitere fünf bis zehn Prozent verbessert werden.