Flüsterleise, geringer Wartungsaufwand, einfach in der Handhabung und besonders umweltfreundlich. So wird die Elektromobilität in diesem Fall das E-Moped beschrieben. Seit Sommer 2008 fahre ich mit einem Elektro-Moped im City-Dreieck Linz-Wels-Steyr und möchte meine Erfahrungen kundtun. Bei meinem Modell handelt es sich um einen IO Scooter GT 1500 (www.io-scooter.com). Ich habe ihn damals noch in Perg gekauft, mittlerweile hat sogar Motorrad Sommer in Weißkirchen IO Scooter im Angebot.
Positiv aufgefallen ist mir auf den letzten 1.000 Kilometern:
- Mit den 3,5 kW Leistung bin ich sogar schon 22% Steigungen raufgefahren
- Dank leisem Motor kann man sich während der Fahrt auch gut unterhalten.
- Der Stromverbrauch auf 100 km ist unter 4 kWh, was etwa 60-80 Cent entspricht.
- Dank fehlender Gangschaltung ist es sehr einfach zu fahren.
- Ideal für Kurzstrecken innerhalb Linz/Wels/Steyr von Neuhofen aus kein Problem
- Der Motor ist wartungsfrei (keine Zündkerzen, kein Auspuff,...), Kette gibt’s auch nicht, die geschmiert werden müsste. Somit ist insgesamt wesentlich weniger Wartungsaufwand.
- Wenn ich in der Nacht durch die Gegend fahre wecke ich niemanden damit auf. Schon gar nicht, wenn ich heimkomme, da ist das Garagentor lauter als das Moped.
- Die Reichweite ist nach 9.000 km immer noch bei gut 50 km (abhängig von der Topografie).
- Es stinkt nicht (0 g CO2-Ausstoss) – was vor allem hinterher fahrenden Autofahrern gefällt.
- Die Stromkosten betragen zwischen 10 und 20 Prozent der „normalen“ Spritkosten.
- Das Moped lässt sich an jeder normalen Steckdose laden.
Negativ aufgefallen ist mir:
- Steckdose in der Tiefgarage kostete mich 610 € (Installationskosten).
- Der Seitenständer war zu hoch eingestellt (Garantiereparatur).
- Es gab 3 Roststellen, die ich gleich nach dem Kauf entdeckte (Garantiereparatur).
- Die Rückspiegel stellte ich selbst ein, indem ich die hintere Abdeckung abnahm und die Schrauben anzog.
- Die Fußmatte war sehr locker montiert (Garantiereparatur).
- Die Feder des Hauptständers war ein wenig zu schwach, sodass er vorm Losfahren mit dem Fuß ganz nach oben gedrückt werden musste. Wenn man sich sehr tief in die Kurve legt, streift er am Boden (kann zur Not abmontiert werden). Außerdem hat der Hauptständer die Belastung durch das höhere Gewicht (Akku!) nicht vertragen und musste ausgetauschtwerden (Garantie).
- Die Bedienungsanleitung ist nicht auf dem neuesten Stand.
- Manchmal muss man auf Fußgänger aufpassen, die das Moped NICHT heranknattern hören.
- Die Sicherung (unterm Sitz ist ein FI-Schalter) ist mir einmal durchgeschmort. Das hat ordentlich gestunken und ich musste das Moped 2 km heimrollen (zum Glück meist bergab).
- Gekostet hat mich der Spaß 55 Euro, weil die Sicherung (auf Kulanz zur Hälfte auf Garantie) getauscht werden musste. Als Fehlerquelle wurde vermutet, dass bei den Zuleitungen ein Funken übergesprungen ist, weil die Kabel nicht fest genug angeschraubt waren.
- Dieses Modell würde ich aufgrund der geringen Beinfreiheit nicht mehr kaufen. Außerdem ist die Sitzposition auch nicht ideal. Ich bin 173 cm groß, was für dieses Modell schon hart an der Grenze ist. Das Modell Florenz hat mehr Beinfreiheit und dürfte auch eine bessere Sitzposition haben.
- Es ist quasi nur ein 1,5-Sitzer. Das liegt daran, dass es keine Fußraster für den Mitfahrer gibt. Er muss seine Füße ein wenig „verbiegen“ damit er genug Halt findet. Trotzdem fahren unsere Kids gerne mit und lassen sich chauffieren.
- Der Tacho stimmt nur bis ca. 30 km/h ab dann übertreibt er sehr stark. Laut Anzeige fahre ich 57, tatsächlich aber nur 43 km/h auf ebener Strecke (mit HTC Magic A1 Navinachgemessen).
- Der Koffer, den es optional gibt, ist zu klein für einen Vollvisierhelm. Unterm Sitz hat nur ein Jet-Helm Platz, allerdings habe ich da das Ladegerät, Verbandszeug, Regengewand, etc. drin. Ich hab mir also einen GIVI-Koffer draufmontieren lassen. Allerdings passt der Koffernicht exakt drauf und wurde eher provisorisch montiert. Ein Jahr hat er jetzt gehalten, mal sehen...
- Die Federung des Mopeds ist relativ hart.
Die Auflistung der Mängel bezieht sich auf die Produktion vom Frühling 2008 und soll dazu dienen mögliche Mängel gleich vor dem Kauf zu entdecken und noch vom Händler beheben zu lassen. Auf meine Anfrage hin wurde mir seitens Hr. Strasser in Perg zugesichert, dass aktiv an der Behebung dieser Mängel gearbeitet wird. Zusammenfassend nochmal die wichtigsten Punkte auf die Käufer vor dem Kauf achten sollten:
- Steigfähigkeit (bergauf fahren)
- Reichweite (tatsächliche)
- Ständer (Haupt- und Seitenständer)
- Roststellen
- Beinfreiheit
- Fußraster für Mitfahrende
- Federung
Mittlerweile gibt es natürlich eine größere Auswahl an Modellen und auch schnellere. Dieser Testbericht ist naturgemäß subjektiv und soll auch so verstanden werden. In China werden seit 2006 mehr E-Mopeds als „klassische“ Stinker verkauft. Dies sollte uns Europäer zu denken geben...
Elektrisch und noch dazu mit Ökostrom zu fahren macht Spaß, schont das Geldbörsel und ist auch besser fürs Klima. Trotzdem sollte ich mir wieder angewöhnen im Ort mit dem Rad zu fahren…
Links:
www.io-scooter.com
www.quantya.com
www.erockit.net
www.hartl-ecars.com
www.elektrotankstellen.net