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Spielsachen fair machen!

Neue Südwind-Kampagne fordert faire Arbeitsbedingungen in Chinas Spielzeugfabriken


Wien - Trotz Wirtschaftskrise ist die Vorweihnachtszeit die umsatzstärkste Zeit für den Spielwarenhandel. Auch heuer werden mit Teddybär, Barbie-Puppe, Spielkonsole und Co. 40% bis 50% des Jahresumsatzes gemacht und den Kindern der sehnlichste Weihnachtswunsch erfüllt.

Die Wünsche der ArbeiterInnen nach fairen Arbeitsbedingungen in der Spielzeugproduktion, vor allem in China, bleiben hingegen unerfüllt, wie neuer Report bestätigt. 15-Stunden-Schichten, Hungerlöhne und gesundheitsgefährdende Bedingungen bestimmen den Arbeitsalltag von tausenden Beschäftigten in der chinesischen Spielzeugindustrie. 80% des Spielzeugs, das bei uns verkauft wird, kommt aus der südchinesischen Provinz Guangdong.

Prekäre Arbeits- und Lebensbedingungen

Die Wirtschaftskrise hat die schwierige Situation der ArbeiterInnen noch verschärft. Offiziellen Zahlen zufolge sollen 2009 ca. die Hälfte der Fabriken in Südchina zugesperrt haben und die Aufträge beträchtlich zurückgegangen sein. Der Konkurrenzdruck unter den Fabriken, die weiterhin produzieren, schlägt sich in kürzeren Lieferzeiten und einer stark schwankenden Auftragslage nieder.

„Im März habe ich jeden Tag zwei bis viereinhalb Überstunden geleistet. Ich wurde gezwungen drei Nächte durchzuarbeiten. Die längste Schicht dauerte 28 Stunden. Und ich bekam trotzdem nur 1029 RMB – ca. 100 Euro – im Monat bezahlt“, kritisierte eine Arbeiterin von Tianyu Toys, einem Zulieferbetrieb des Disney-Konzerns.

In dem für den Report untersuchten Betrieb bekommen die ArbeiterInnen weder einen Arbeitsvertrag, noch einen Lohnzettel, auf dem steht, wie viele Überstunden sie machen oder wie sie abgegolten werden. Wer sich weigert Überstunden zu machen, muss damit rechnen 50 RMB- ca. 5 Euro- vom Lohn abgezogen zu bekommen.

In einer anderen untersuchten Fabrik sieht es nicht besser aus. Bei Wai Shing, einem Zulieferbetrieb für Disney und Mattel, müssen die ArbeiterInnen bis zu 120 Überstunden monatlich machen, damit knappe Lieferzeiten eingehalten werden können. Auch die Arbeitsbedingungen selbst sind problematisch. Toilettengänge sind auf zwei Mal pro Tag limitiert und auf fünf Minuten beschränkt. In den Fabriken ist es oft unerträglich heiß. Bei Tianyu gibt es Klimaanlagen – für deren Nutzung die ArbeiterInnen aber bezahlen müssen. Sie hantieren mit giftigen Chemikalien und bekommen weder Informationen über Sicherheitsvorkehrungen noch ausreichende Schutzkleidung.

Da der Großteil der Beschäftigten WanderarbeiterInnen sind und es für sie schwierig ist, Wohnungen in der Stadt zu bekommen, müssen sie in den Massenunterkünften der Fabriken wohnen. Dort teilen sich sieben bis 12 Personen einen 25 m2 großen Raum. Die Schlafkoje ist oft der einzige private Bereich. Essen bekommen die ArbeiterInnen in der fabrikseigenen Kantine, wo die Qualität aber äußerst schlecht ist. ArbeiterInnen bei Wai Shing berichteten, dass oft Sand- und Eisenreste im Essen zu finden seien. Trotzdem wird ihnen für den Schlafplatz und die Mahlzeiten ein Viertel ihres Lohnes abgezogen.

Verstöße gegen Gesetze und Verhaltenskodizes

Obwohl das chinesische Arbeitsrecht in den letzten Jahren verbessert wurde, eine 40-Stunden Woche, Sozialversicherung und eine beschränkte Zahl an Überstunden vorsieht, halten sich neun von zehn Fabriken in China nicht daran. Sie verstoßen damit nicht nur gegen das nationale Recht, sondern auch gegen die Verhaltenskodizes der Spielzeugmarkenfirmen und den Verhaltenskodex des Internationalen Spielzeugverbandes, ICTI.

Da der Großteil der Beschäftigten WanderarbeiterInnen sind und es für sie schwierig ist, Wohnungen in der Stadt zu bekommen, müssen sie in den Massenunterkünften der Fabriken wohnen. Dort teilen sich sieben bis 12 Personen einen 25 m2 großen Raum. Die Schlafkoje ist oft der einzige private Bereich. Essen bekommen die ArbeiterInnen in der fabrikseigenen Kantine, wo die Qualität aber äußerst schlecht ist. ArbeiterInnen bei Wai Shing berichteten, dass oft Sand- und Eisenreste im Essen zu finden seien. Trotzdem wird ihnen für den Schlafplatz und die Mahlzeiten ein Viertel ihres Lohnes abgezogen.

Verstöße gegen Gesetze und Verhaltenskodizes

Obwohl das chinesische Arbeitsrecht in den letzten Jahren verbessert wurde, eine 40-Stunden Woche, Sozialversicherung und eine beschränkte Zahl an Überstunden vorsieht, halten sich neun von zehn Fabriken in China nicht daran. Sie verstoßen damit nicht nur gegen das nationale Recht, sondern auch gegen die Verhaltenskodizes der Spielzeugmarkenfirmen und den Verhaltenskodex des Internationalen Spielzeugverbandes, ICTI.

Der ICTI-Kodex, den viele große Spielzeughersteller wie etwa Disney oder Mattel übernommen haben, verlangt die Einhaltung einer Reihe von Grundrechten für die ArbeiterInnen in den Zulieferbetrieben. In vielen Fällen sind die vorgegebenen Standards aber schwach; sie unterschreiten mitunter nationales Recht. Außerdem mangelt es beim ICTI-Kodex an unabhängiger und konsequenter Überprüfung. Beide untersuchten Fabriken werden von ICTI zertifiziert. „Leider hat unsere Partnerorganisation vor Ort herausgefunden, dass in beiden Fabriken die Kontrollen des Internationalen Spielzeugverbandes durch Druck auf die Beschäftigten verfälscht worden sind. Dies lässt sowohl am Bekenntnis der Fabriken wie auch an der Effektivität des ICTI Systems zweifeln“, kritisiert Claudia Bonk, Leiterin der neuen Südwind Kampagne „Spielsachen fair machen!“.

Neue Kampagne für faire Arbeitsbedingungen in der Spielzeugindustrie

Die internationale Kampagne „Spielsachen fair machen!“ informiert über die Situation der ArbeiterInnen und macht gemeinsam mit kritischen KonsumentInnen Druck auf die Spielzeugunternehmen, damit diese Verantwortung für soziale Standards bei der Herstellung ihrer Produkte übernehmen.

Ein Gütesiegel für fair produzierte Spielsachen gibt es bisher nicht. „Spielzeuge, die in den Weltläden angeboten werden und heimisches Holzspielzeug z.B. der Firma Matador, können wir mit gutem Gewissen empfehlen, doch die Branchenführer haben noch einen großen Aufholbedarf, was ein nachhaltiges und transparentes Engagement für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen angeht“, so Bonk. Aus diesem Grund tritt die Kampagne „Spielsachen fair machen!“ nicht für einen Boykott einzelner Marken ein.

Österreichweite Aktionen zu fairem Spielzeug

Die Kampagne geht mit ihren Forderungen nach fairen Arbeitsbedingungen in der Spielzeugindustrie auch auf die Strasse. Am 3. Dezember machten als Bären verkleidete AktivistInnen auf dem Kohlmarkt PassantInnen auf die Missstände aufmerksam.

Weitere Aktionen werden durchgeführt in:
Linz: 5. Dezember, ab 11 Uhr, Ecke Landstraße/ Bethlehemstraße (Nähe Eingang Passage City Center)
Enns: 6. Dezember 2009, 14-16 Uhr,  Adventmarkt der (Fairtrade) Stadt Enns im Schloss Ennsegg
Innsbruck: 8. Dezember 2009, ab  11 Uhr, Annasäule und
Graz: 12. Dezember, ab 11 Uhr, Südtirolerplatz
  
Weitere Infos zur neuen Südwind-Kampagne "Spielsachen fair machen!" finden Sie unter:
www.spielsachen-fair-machen.at

 

 

Quelle: Südwind, erschienen am 6.12.2009
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