Graz - Die TU Graz hat kürzlich mit dem HYCAR 1 ein in enger Kooperation mit der Forschungsgesellschaft für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik (FVT) und dem Hydrogen Center Austria (HyCentA) http://www.hycenta.at entwickeltes Wasserstofffahrzeug präsentiert. Das Besondere dabei ist, dass die Wissenschafter einen Ottomotor für den CO2-freien Betrieb mit Wasserstoff umgerüstet haben.
Marktreife in Sichtweite
"Wir haben im Zuge unserer Entwicklung sehr auf den Faktor Praxistauglichkeit geachtet. Ein Mercedes-Serienfahrzeug mit 4-Zylinder-Motor ist demnach so adaptiert worden, dass aus rein technischer Sicht innerhalb von drei Jahren Marktreife erreicht werden könnte, sagt Helmut Eichlseder, Vorstand des Instituts für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik an der TU Graz http://vkm-thd.tugraz.at , im Gespräch mit pressetext.
Das HYCAR 1 ist bereits vom TÜV begutachtet worden und wurde mittels Einzelgenehmigungsbescheid für den allgemeinen Straßenverkehr zugelassen. Seine Reichweite liegt im reinen Wasserstoffbetrieb bei 150 Kilometern, die Motorleistung bei 69 KW. Letztere ließe sich jedoch mit einem Treibstoffgemisch aus Wasserstoff und Benzin oder im Falle eines auf Direkteinspritzung beruhenden Motorkonzepts erhöhen.
Druckspeicherung technisch beherrschbar
Analog zu Fahrzeugen mit Brennstoffzellentechnik (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/091028001/) setzen die Ingenieure auf einen Drucktank. Wasserstoff-, Erdgas oder Gemische aus beiden Stoffen lassen sich damit unter einem Druck von 350 bar speichern. Bei Fahrzeugen mit Brennstoffzellenantrieb wurden aber auch schon Drücke von 700 bar vorgesehen, wovon die Experten jedoch aus Gründen der Sicherheit und des damit verbundenen technischen Aufwands Abstand nahmen.
"Die zur Anwendung kommende Speichermethode ist bei einem Druck von 350 bar meiner Ansicht nach technisch gut beherrschbar. In Kombination mit einem auf Sensoren basierenden elektronischen Gassicherheitssystem lassen sich potenzielle Risiken minimieren", meint Eichlseder. Dies setze jedoch voraus, dass dem schon im Zuge der Fahrzeugkonstruktion Rechnung getragen wird. Keinesfalls dürften sich zum Tankkonzept gehörende Komponenten an der Fahrzeugperipherie befinden.
Problematisch ist derzeit noch die fehlende Infrastruktur. "In Österreich gibt es nur eine Wasserstofftankstelle. In Deutschland existieren unter anderem in Berlin, Stuttgart und München entsprechende Tankstationen", sagt Manfred Klell, Geschäftsführer von HyCentA Research, auf Nachfrage von pressetext. Europaweit ist jedoch ein Netz öffentlicher Tankstellen im Entstehen http://www.netinform.net/H2/H2Stations/H2Stations.aspx?Continent=EU&StationID=-1.
"Auch muss die zur Erzeugung des Wasserstoffs durch Elektrolyse nötige Energie auf regenerativem Wege gewonnen werden", betont Eichlseder. Andernfalls bestehe im Hinblick auf mögliche CO2-Einsparungen die Gefahr eines Nullsummenspiels. Der Wirkungsgrad liegt in der Herstellung von Wasserstoff bei rund 75 Prozent, so die Experten.