Erleben neuer Kulturen macht kreativ
Verbessertes Problemlösen nach einem Auslandssemester
Paris/Kassel - Wer in einem neuen Kulturkreis lebt und sich anpasst, steigert damit seine Kreativität. Das berichten Forscher der französischen Business School INSEAD http://www.insead.edu in der Zeitschrift "Personality and Social Psychology Bulletin". "Die Erfahrung fremder Kulturen erweitert nicht nur die Kreativität, sondern auch den Horizont - im buchstäblichen wie übertragenen Sinn", so Studienleiter William W. Maddux.
Flexibler Umgang mit Problemen
Die Wissenschaftler testeten Pariser Studenten, die ein Semester im Ausland studiert hatten, nach verschiedenen Aspekten der Kreativität und verglichen das Ergebnis mit Kommilitonen ohne Auslandserfahrung. Die multikulturelle Lernerfahrung verschaffte der Auslandsgruppe einen klaren Vorsprung. "Sie erlaubt flexiblere Ideen und lässt Probleme auf verschiedene Weise lösen. Zudem macht diese Erfahrung aufmerksam für grundlegende Zusammenhänge und hilft dabei, Fixiertheit zu überwinden", schreiben die Forscher.
Kreativ waren die Getesteten besonders dann, nachdem sie sich an die Lernerfahrung im Ausland zurückerinnerten. Zudem wurden einige Voraussetzungen sichtbar. Bloß eine kurze Urlaubsreise dürfte diesen Kreativeffekt nicht erbringen, so die Forscher, da er parallel zur Aufenthaltsdauer steige. Auch die Qualität der Anpassung ist wichtig. Wer nur mit eigenen Landsleuten herumhängt, profitiert weniger als jemand, der sich an die Kultur einzuleben versucht, Sprache und Bräuche des Landes lernt und ein Auge für die Gedankenwelt und Verhaltensweisen der Einheimischen hat.
Kontrast muss verarbeitet werden können
In der EU absolviert heute bereits jeder zehnte Student einen Teil seiner Studienzeit im Ausland. Auf der Suche nach den Folgewirkungen kam man hier zu ähnlichen Ergebnissen. Die Kontrasterfahrung im Ausland mit dem Eintauchen in neue Denkwelten bringt kulturellen und wissenschaftlichen Nutzen und bereichert die persönliche Lebensführung, hat der Kassler Hochschulforscher Ulrich Teichler http://www.incher.uni-kassel.de erhoben (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/090707004/ ).
Kontraproduktiv ist Kulturkontrast, wenn er zu groß und nicht mehr verarbeitbar ist. Europas Studiensysteme gehen allerdings den entgegengesetzten Weg und gleichen sich immer mehr an, um die Mobilität zu erhöhen. Das zerstört den Variantenreichtum und stellt den Sinn der Mobilität in Frage, warnt Teichler. "Der Lerneffekt der Mobilität tritt nur ein, wenn tatsächlich ein anregender Kontrast besteht. Mobilität alleine ist aber kein Wert für sich. Wenn wir lernen, die Vielfalt zuhause zu verstehen, brauchen wir unsere Kinder nicht mehr ins Ausland schicken", so der Experte gegenüber pressetext.
Originalartikel für kurze Zeit einsehbar unter http://psp.sagepub.com/cgi/reprint/36/6/731 .
Quelle: Pressetext Austria, erschienen am 6.7.2010
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