Skihelm warnt bei Kopfverletzungen
Sensoren liefern wertvolle Information über Wucht des Aupfralls
Skifahren: Sensorhelm erkennt schwere Stürze (Foto: aboutpixel.de, David Schäffler)
Boston/Innsbruck - Kopfverletzungen zählen zu den größten Gefahren für gestürzte Ski- oder Snowboardfahrer. Daher haben Studenten an der Northeastern University http://www.northeastern.edu einen speziellen Sensorhelm entwickelt. Er misst bei Stürzen die Stärke des Aufpralls und zeigt mit einem Farbcode die wahrscheinliche Schwere der Verletzung.
"Eine solche Frühinformation zur Stärke eines Traumas wäre medizinisch durchaus interessant", meint Claudius Thomé, Direktor der Universitätsklinik für Neurochirurgie der Medizinischen Universität Innsbruck http://neurochirurgie.uklibk.ac.at , im Gespräch mit pressetext. Denn Rettungskräfte können im Zweifel eher entscheiden, wie dringend und wohin ein Patient abtransportiert werden muss.
Sturz-Dokumentation
Das Northeaster-Team hat einen Helm-Prototypen gebaut, der mittels Sensoren die Wucht des Aufpralls im Vergleich zum freien Fall bestimmt. Mit einem LCD-Bildschirm wird dann ein Farbcode angezeigt. Grün steht für einen eher leichten Sturz. Am anderen Ende der Skala zeigt rot potenziell lebensgefährliche Verletzungen an, wenn der Kopf sehr wuchtig aufgeprallt ist. Das ist für Thomé ein Vorteil der Entwicklung. "Eine Dokumentation, wie schwer ein Sturz war, ist mangels Zeugen bisher oftmals nicht gegeben", erklärt der Neurochirurg.
Die Information, wie wuchtig der Aufprall war, ist als Zusatzhinweis zum klinischen Zustand des Gestürzten interessant. Ein Beispiel wäre, wenn der Helm einen sehr schweren Sturz anzeigt. "In so einem Fall sollte der Patient direkt in ein auf Schädel-Hirn-Trauma spezialisiertes Zentrum gebracht werden", sagt Thomé. Denn ein Neurochirurg kann im Zweifelsfall etwaige Kopfverletzungen besser bewerten als ein vor allem auf Beinbrüche spezialisierter Unfallchirurg.
Entwicklungspotenzial
Die Northeastern-Studenten haben in Experimenten gezeigt, dass der vom Helm ermittelte Verletzungsgrad sehr gut zu Computermodellen passt. Doch ortet Thomé viel Entwicklungspotenzial. "Es macht beispielsweise einen großen Unterschied, ob der Aufschlag mit der Stirn oder mit dem Hinterkopf erfolgt", erläutert er. Markus Glanzer, Rettungsdienst-Experte beim Österreichischen Roten Kreuz http://www.roteskreuz.at , betont gegenüber pressetext, dass qualifizierte Rettungskräfte bei bewusstlosen Sturzopfern grundsätzlich vom Schlimmsten ausgehen. Er sieht ein Potenzial gerade bei vermeintlich leichten Stürzen. "Wenn der Nutzer nach einem Sturz kein Hilfe in Anspruch nimmt, könnte der Helm ein Indikator sein, doch eine medizinische Abklärung zu suchen", erklärt Glanzer.
Quelle: Pressetext Austria, erschienen am 12.7.2010
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