Russland brennt: Klimawandel mit schuld
Stationäre Luftmassengrenzen sorgen für Extrem-Wetter auf beiden Seiten
Basilius-Kathedrale in Moskau: Ein Bild aus besseren Tagen ohne Smog (Foto: C.Zettel)
Wien/Exeter - Das Meteorologische Amt in Exeter (UK Met Office) http://www.metoffice.gov.uk gibt der globalen Erwärmung zumindest eine Teilschuld an der verheerenden Extremhitze in Moskau. Tatsächlich lagen die durchschnittlichen Temperaturen im Juli mit 26,1 Grad um sieben Grad über dem langjährigen Durchschnitt. "Am 29. Juli erreichten die Temperaturen in der russischen Hauptstadt mit 38,2 Grad den absoluten Rekord seit Aufzeichnungen der Wetterwerte", so Bernhard Pospichal vom Institut für Meteorologie an der Wiener Universität für Bodenkultur http://www.boku.ac.at im pressetext-Interview.
Die Brände im Umkreis von mehreren 100 Kilometern sind eine Folge der hohen Temperaturen und der langanhaltenden Trockenzeit. "Torf ist ein guter Brennstoff und die trockengelegten Moore werden aller Wahrscheinlichkeit noch weiter brennen, da diese Hitze tief im Boden ist. Ob die hohen Temperaturen bereits auf allfälligen Klimawandel hinweisen, will der Forscher so nicht bestätigen. "Der diesjährige Winter war extrem kalt. Im Januar lag die Durchschnittstemperatur in Moskau sieben Grad unter dem langjährigen Mittel."
Stationäre Luftmassengrenzen als Problem
Ob und wie weit angrenzende Regionen von den hohen Temperaturen betroffen sind, lässt sich nur sehr schwer sagen. Selbst die Herstellung eines Zusammenhangs mit den Überschwemmungen in Osteuropa sei spekulativ. "Eine Wetterlage, bei der Luftmassengrenzen lange stationär bleiben und sich nicht bewegen, kann dazu führen, dass es auf einer Seite zu heftigen Niederschlägen kommt, auf der anderen Trockenheit und hohe Temperaturen bestehen bleiben, erklärt der Forscher.
"Es ist auch nicht möglich eine Korrelation mit der Wetterlage in Pakistan und den dortigen Niederschlägen herzustellen", argumentiert Pospichal. Dass stabile Zirkulationsmuster im westlichen Teil Russlands über viele Wochen und Monate hindurch Auswirkungen auf den Monsun in Asien haben, ist möglich, erklärt der Klimaforscher. "Es ist allerdings schwierig einen direkten Zusammenhang herzustellen und das zu deuten."
Experten: Zunahme von Extrem-Wetterereignissen
"Hohe Temperaturen in Deutschland und Österreich im Juli sind keine Besonderheit. Damit muss man rechnen. Das bedeutet aber auch nicht, dass sie jedes Jahr auftreten", erklärt der Experte. "Der Juli 2010 war auch in Mitteleuropa sehr deutlich zu warm - etwa um zwei bis vier Grad wärmer als im langjährigen Durchschnitt." Es wurden hier lediglich keine Rekorde gebrochen, da beispielsweise der Juli 2006 noch heißer war. "Da ist die Situation in Moskau schon anders zu bewerten, da es seit dem 9. Juli an keinem einzigen Tag Tageshöchsttemperaturen unter 30 Grad gab. Eine Abkühlung hat es nicht gegeben.
Die Experten des UK Met Office sehen Zirkulationsanomalien als Ursache für die zu hohen Temperaturen im westlichen Russland und für die unterdurchschnittlichen Temperaturen in Teilen Sibiriens. Sibirien, das auf der anderen Seite des Hochdrucksystems liegt, bekommt kalte Luftmassen aus der Arktis. Möglicherweise spielt auch der El Nino eine Rolle dabei.
Einige der Experten rechnen nun damit, dass die feuchten und kühlen Luftmassen Richtung westliches Russland ziehen und es dann im Laufe der kommenden Wochen zu Niederschlägen kommt.
Quelle: Pressetext Austria, erschienen am 14.8.2010
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