Wien - Klimawandel und extreme Wetterereignisse sind in den Köpfen der Menschen eng miteinander verbunden. Der Zusammenhang ist jedoch nicht eindeutig geklärt und es wäre wichtig, diese Unsicherheit stärker hervorzuheben, fordert eine internationale Forschergruppe in der Zeitschrift "Public Service Review: Science and Technology". "Sehr sicher weiß man, dass die Erde wärmer wird. Wie das mit dem Wasser zusammenhängt, ist jedoch noch sehr ungewiss", betont Günter Blöschl vom Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie der TU Wien http://www.kw.tuwien.ac.at gegenüber pressetext.
Katrinas gab es schon früher
Es ist laut Blöschl nicht auszuschließen, dass der Klimawandel das Wettergeschehen extremer mache - jedoch auch nicht eindeutig bewiesen. Man tue der Klimaforschung nichts Gutes, wenn derartige Schlüsse vorschnell getroffen werden. "Die Katastrophen wegen Überflutungen nehmen zu. Doch nicht nur die Gefahr der Natur als Auslöser spielt hier einer Rolle, sondern auch die Verwundbarkeit des Menschen. Diese ist im vorigen Jahrhundert weltweit deutlich gestiegen", so der Experte.
Als Folge des Bevölkerungswachstums und Reichtums baut man heute im Norden wie auch im Süden weit häufiger in Überflutungsgebieten. Sichtbar mache dies etwa der Hurrikan Katrina, der 2005 New Orleans verwüstete und den größten Hurrikanschaden bisher anrichtete. "Die Zahl der Gebäude und ihr Wert sind heute deutlich höher als früher. Bereinigt man den Schaden um diese Aspekte, sieht man, dass es in der Region Ende des 19. Jahrhunderts ebenso große Katastrophen gab", so Blöschl.
Unbekanntes Wasser
Auch der Wiener Wasserexperte sieht klar, dass sich die Natur als Auslöser ständig verändert. "Es gibt zwar eine natürliche Variabilität, doch auch infolge der Erwärmung sind Verschiebungen zu erwarten. So ist etwa in Österreich die Luft in den vergangenen 30 Jahren um ein Grad Celsius wärmer geworden. Das klingt zwar wenig, verschiebt jedoch die Schneeschmelze, die Verdunstung und somit auch die Hochwasser-Gefahr."
Die großen Hochwasser wie heuer in Pakistan, China, Nordeuropa und derzeit in Mittelamerika lassen sich jedoch nicht allein dadurch erklären. "Der Auslöser war jeweils übermäßig starker Regenfall, der natürlich mit dem Klimasystem eng in Verbindung steht. In Hinblick auf die niedergehenden Wassermengen verstehen wir das Klima jedoch derzeit noch kaum. Das gilt erst recht bei Extremereignissen", so das Resümee des Forschers.
Disziplinen müssen gemeinsam forschern
Klärung der offenen Ursachenfrage könne nur die weitere Forschung unter Einbeziehung möglichst vieler Perspektiven bringen. In Wien startet derzeit das vom Wissenschaftsfond FWF geförderte Doktoratskolleg "Wasserwirtschaftliche Systeme", das Disziplinen wie Hydrologie, Hydrogeologie, Wassergütewirtschaft, aquatischer Mikrobiologie, Baumechanik, Ressourcenmanagement und Fernerkundung vereinigt.