Kassel - Einen Seminarraum in der Sommerhitze rechtzeitig zu kühlen oder im Winter vorab zu heizen, schaffen selbst modern ausgestattete Gebäudesysteme bislang nicht automatisch. Doch gerade in der Automatisierung von Gebäudesystemen liegt ein enormes Energie-Einsparungspotenzial. Im Rahmen des dreijährigen EU-Forschungsprojekts "Pebble" http://www.pebble-fp7.eu entwickelt das Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP) http://www.ibp.fraunhofer.de ein Konzept zum intelligenten Energiemanagement in Gebäuden.
"Ein intelligentes Steuerungssystem bedeutet, die einzelnen Module, die für Heizung, Kühlung, Verschattung und Belüftung eines Gebäudes verantwortlich sind, zu vernetzen und einen anwenderfreundlichen Dialog mit den Benutzern herzustellen", erklärt Michael Krause vom IBP im pressetext-Interview. "Neben dem Energiesparen gilt es auch einen möglichst hohen Komfort der Nutzer in den Gebäuden zu schaffen. Voraussetzung zur Durchführung ist das Vorhandensein einer modernen Gebäudeleittechnik."
Komplexe Aufgabenstellung
"So einfach wie das klingt, ist es in der Realität nicht, denn zuerst muss über Simulationsmodelle und Regelungsalgorithmen geklärt werden, was überhaupt möglich ist", meint der Forscher. "Im Endergebnis soll das Gebäudesystem den jeweiligen Wetterbericht kennen und wissen, wie viele Personen welchen Raum zu welcher Zeit nutzen werden."
"Eine vernetzte Steuerung lohnt sich nur in Räumen, die über regelbare Energieversorgungssysteme verfügen und in denen wechselnde Raumbelegungen oder sich verändernde Wärme- und Kältelasten existieren", sagt Krause. Man müsse immer hinterfragen, ob das, was technisch möglich erscheint, auch sinnvoll ist. "Wichtig ist eine robuste Technik und ein einfaches Handling. Zudem ist die Entwicklung bedienfreundlicher Benutzeroberflächen ein weiteres Ziel des Pebble-Projekts."
Probelauf in Kassel
Das Gebäude des Kassler Zentrums für Umweltbewusstes Bauen (ZUB) ist eines von drei Experimentiergebäuden innerhalb des Projekts. "Das Gebäude verfügt mit seiner Konstruktion aus thermoaktiven Baumaterialien, einem modernen Verschattungssystem, einer bedarfsgerechten Lüftungsanlage, präsenzgesteuerter Beleuchtungssysteme sowie Flächenheiz- und Kühlsystemen bereits über wesentliche Bausteine für einen effizienten Einsatz von Ressourcen im Gebäude", so Krause.
Einschränkungen gibt es jedoch auch in diesem als Niederigenergiehaus errichteten Gebäude. "Hinsichtlich der Automatisierung bietet es keine uneingeschränkte Flexibilität, da etwa ein elektrisch ausfahrbares Dachfenster existiert, die Bürofenster jedoch nicht automatisch geöffnet werden können, um eine Querlüftung sicherzustellen", erklärt Krause. Dennoch wollen er und sein Team das bestmögliche Ergebnis erzielen, daher wird noch 2010 ein Probelauf mit der Installation zusätzlicher Sensoren und Aktoren sowie der Erweiterung der Gebäudeautomation starten.