Richardson - Eine 80 Mann starke
amerikanische Anti-Terroreinheit hat in den Geschäftsräumen des
arabischen Website-Betreibers InfoCom http://www.infocomcorp.com mit Sitz
in Richardson - nahe Dallas - eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Bei der
Untersuchung nahmen das FBI, das Secret Service und das U.S. Customs
Service teil. Die Websites der rund 500 Klienten wurden vorübergehend
lahm gelegt. Davon betroffen war auch die Seite von Al-Jazeera
Television, des größten unabhängigen Nachrichtenkanals der arabischen
Welt sowie die Seite der Zeitung Al-Sharq. Verschiedene muslimische
Organisation sowie der TV-Sender sprachen daraufhin von einer Hetzjagd,
die sich gegen die gesamte arabische Welt richtet.
Das FBI, das an der Durchsuchung beteiligt war, bestritt anti-arabische
Ambitionen gehabt zu haben und berief sich auf einen Durchsuchungsbefehl.
Dieser befinde sich unter Verschluss des Bundesgerichts. Deshalb könnten
auch keine näheren Gründe für die Durchsuchung genannt werden. Es handle
lediglich um einen Teilaspekt einer Untersuchung, die bereits seit zwei
Jahren im Gange sei. "Wir haben ausschließlich einen Durchsuchungsbefehl
durchgeführt. Das Ganze hat nichts zu tun mit anti-islamischen oder
anti-palestinensischen Angelegenheiten", so Special Agent Lori Baily,
Pressesprecherin des FBI-Büros in Dallas. "Das ist eine
Kriminaluntersuchung - keine politische. Wir hoffen, Beweise für
kriminelle Aktivitäten seitens InfoCom zu finden."
"Wir haben nichts zu verbergen. Wir kooperieren zu 110 Prozent mit dem
FBI", so InfoCom-Anwalt Mark Enoch. "Schlechte Informationen" seien
wahrscheinlich der Auslöser für die Durchsuchung gewesen. "Wenn das FBI
denkt, dass InfoCom Verbindungen zum Terrorismus hat, hat es unrecht", so
Enoch weiter. InfoCom-Vize-Chef Ghassan Elashi betonte, dass es sich bei
den Kunden von InfoCom nicht ausschließlich um Araber und Moslems handeln
würde. "Sie kommen von überall her, aus Dallas, Kalifornien und der
ganzen Welt."
Verschiedene in den USA ansässige islamische Gruppen, darunter das
"Muslim Public Affairs Council", bezeichneten die Durchsuchung als eine
"anti-muslimische Hetzjagd der pro-israelischen Lobby in Amerika".
InfoCom hat enge Beziehungen zu der arabischen "Holy Land Foundation".
Elashi ist Vorsitzender der Organisation. Die "Holy Land Foundation"
unterstützt Palestinenser in von Israel besetzten Gebieten sowie
Flüchtlinge im Libanon und in Jordanien. Israel und das U.S. State
Department vermuten, dass die Organisation mit der Hamas, der
palestinensichen Bewegung, die für Bombenattentate auf Zivilbürger im
Mittleren Osten verantwortlich ist, in Zusammenhang steht.