Achtung: die ReSI Plattform wurde mit Ende 2018 geschlossen. Hier klicken fuer mehr Informationen.

    Diese Seite dient nur mehr als Archiv für die Beitraege die in den letzten 22 Jahren gesammelt wurden.


ReSI Regionales Informationssystem
 NACHRICHTEN

ReSI Startseite
Regionales
Vermischtes
Leute
Sport
Kino
Was ist los?
Wirtschaft

Umwelt

Meist Gelesen
Meist Kommentiert
Meist Bewertet

Alte und neue News
im Archiv suchen.

 SERVICES

Aktuelles Wetter
Livebilder

 VEREIN ReSI

Infos über ReSI

  WICHTIGE LINKS

Wirtschaft
Tourismus
Vereine
Kultur


Mediathek
Nachhaltigkeit

Mitfahrbörse
fahrgemeinsam.at

Umwelt/Gesundheit/Bildung/Forschung
Energiegewinnung aus Klärschlamm - Sonne schickt keine Rechnung

Erste solare Klärschlammtrocknungsanlage in Österreich


Wien - Das "elektrische Schwein" gibt es nun endlich auch in Österreich! Das von Wissenschaftlern der Universität Stuttgart-Hohenheim in Deutschland entwickelte solare Klärschlammtrocknungs-System entzieht dem Schlamm mit minimalem Energieaufwand enorme Flüssigkeitsmengen. Als Ergebnis bleibt ein durchgetrocknetes, krümeliges Restmaterial und als Brennstoff eingesetzt werden kann. Der Wiener Firma ACAT (Applied Chemicals Anwendungstechnik) ist es nun gelungen, in Zusammenarbeit mit dem deutschen Lieferanten Thermo-Systems die erste solare Schlammtrocknung in Bramberg im Vorfeld des Nationalparkes Hohe Tauern im Bundesland Salzburg in Betrieb zu nehmen. Die offizielle Eröffnungsfeier findet am 19. Oktober 2001 statt.

Pressekonferenz zum Thema: 25. September, 10 Uhr Cafe Landtmann, 1010 Wien

Baut Bramberg jetzt Gemüse in der Kläranlage an? Diese Frage haben sich schon viele gestellt, weil dort eine gewächshausähnliche Glaskonstruktion zu sehen ist. Doch dahinter verbirgt sich eine solare Klärschlammtrocknung, in der das Wendeschweinpärchen "Bertha" und "Gustav" im Klärschlamm wühlen....

Das "elektrische Schwein" ist die technische Finesse dieser Anlage zur Klärschlammtrocknung, die effektiv und mit niedrigen Betriebskosten arbeitet. Die österreichischen Kommunen stehen vor einer immer größer werdenden Schlammlawine, wovon jedes Kilo behandelt, gelagert, transportiert und letztendlich entsorgt werden muss. Die daraus resultierenden Umwelt- u. Verkehrsbelastungen und nicht zuletzt die finanziellen Belastungen für die Kläranlagenbetreiber sind erheblich. Das entwickelte Verfahren bietet nun den Kommunen die Chance, aus der Kostenfalle zu entkommen, da die sie von der Sonne die benötigte Trocknungsenergie zum Nulltarif bekommen.

Seit etwa fünf Jahren funktioniert die solare Klärschlammtrocknung in Deutschland in der Praxis. Dabei scheint die Methode eine echte Alternative zu konventionellen Trocknungssystemen zu sein. Sie ist umweltfreundlich und besonders für kleinere Städte und Gemeinden mit bis zu 200.000 Einwohner gedacht. Der Schlamm, ob flüssig, mechanisch entwässert oder ausgefault, kann auf bis zu 90% Trockenmasse heruntergetrocknet werden.

Das geschieht in großen Hallen mit korrosionsbeständiger Tragwerkkonstruktion aus verzinktem Stahl, die mit stabilen Glaselementen umhüllt sind. Die solare Trocknungsanlage arbeitet auf niedrigem Temperaturniveau: Die Wärme kommt von den Sonnenstrahlen, die durch die transparente Hülle fallen, und wird vom dunklen Schlamm aufgenommen. Durch eine ausgeklügelte Belüftung wird die feuchte und warme Luft nach außen transportiert, welche frei von schädlichen Emissionen ist. Je nach Wassergehalt wird der Klärschlamm bis zu 40 Zentimeter hoch aufgeschichtet Anfangs wird dabei kräftig gelüftet.

Gegen Ende der Trocknung werden dagegen alle Luken verschlossen, damit die Sonne den Klärschlamm noch einmal richtig aufheizen kann. Temperatur und Luftfeuchtigkeit werden mit dem Computer ständig überwacht Vollautomatisch geregelt kommt das "elektrische Schwein" zum Einsatz. Dieser technische Leckerbissen, welcher von einem Mikroprozessor gesteuert wird, sorgt dafür, dass die Trocknung den letzten Schliff bekommt. Das Schwein durchpflügt und wendet den Schlamm und gewährleistet dadurch eine gleichmäßige Trocknung auf der gesamten Fläche.

Je nach Datenlage wird es automatisch losgeschickt, um den Schlamm zu umgraben. Es hat sechs Ultraschallsensoren, die rechtzeitig vor jedem Hindernis warnen, damit es sich nicht den Rüssel an der etwa ein Meter hohen Betonmauer am Rand der Halle platt drückt. Damit neben der Funktion auch das Design stimmt, verpasste man ihm eine schicke Edelstahlhülle. Die gesamte Trocknung dauert im Hochsommer zwei bis drei Wochen. Im Winter kann es bis zu zwei Monaten dauern. Im Schnitt erreicht man aber ein Trockensubstanzgehalt von ca. 70 Prozent - im Sommer mehr, im Winter weniger.

"Die Anlage arbeitet nun schon vier Monate und ich bin mit deren Effektivität sehr zufrieden" so der Betriebsleiter der Kläranlage Hr. Freiberger. Seither hat sich die Bramberger Schlammtrocknungsanlage zu einem wahren Besucher-Mekka entwickelt, zu dem interessierte Fachleute und Delegationen aus dem In- und Ausland pilgern. "Manchmal wird das fast ein bisserl zu viel", schmunzelt der Betriebsleiter nicht ohne Stolz.

Neben den geringeren Betriebskosten aufgrund der Nutzung kostenloser Solarenergie stellt die Entsorgung des getrockneten Schlammes einen weiteren Vorteil dar: Das trockene Material stinkt nicht mehr und kann recht einfach auf alle zulässigen Verwertungspfade wie Rekultivierung oder Verbrennung gebracht werden. "Entscheidet man sich für das Verbrennen, so können sogar noch etliche Tonnen Kohle ersetzt werden", so Prof. Mühlbauer beim Seminar der Umweltakademie.

Eine Trocknung des Klärschlammes bringt den Energiegehalt (Heizwert) in den Bereich der Rohbraunkohle und sichert somit eine selbstgängige Verbrennung ohne Zusatzbrennstoff. Prinzipiell bleiben somit alle Entsorgungswege offen, was dem Betreiber Flexibilität bringt - und letztendlich Kosten spart!

"Das Interesse der österreichischen Kommunenbetreiber für die solare Klärschlammtechnik ist enorm groß und ich bin zuversichtlich, dass sich immer mehr "elektrische Schweine" im Klärschlamm wälzen werden", so der Geschäftsführer Ing. Manfred Zabl von Applied Chemicals in Wien.

 

Quelle: Pressetext Austria, erschienen am 17.9.2001
Der Artikel wurde 394 mal gelesen   


SCHLAGZEILEN

 

© Regionales Informationssystem www.ReSI.at, ZVR-Zahl: 555296147