London - Japanischen Berichten zufolge hat
sich die Tokioter Regierung zur Ratifizierung des Kyoto-Protokolls
umlenken lassen. Das "Ja" zu einem internationalen Vorgehen gegen den
Klimawandel wurde offiziell allerdings noch nicht bestätigt. Ist dies der
Fall, bedeutet dies eine Isolation für die Vereinigten Staaten, so ein
Bericht der BBC http://news.bbc.co.uk . Die USA lehnen das
Kyoto-Protokoll grundsätzlich ab.
Damit das Protokoll ratifiziert und in Kraft treten kann, muss das
Abkommen von 55 Ländern oder Staaten, die für 55 Prozent der
Treibhausgas-Emissionen von 1990 verantwortlich sind, angenommen werden.
55 Prozent können aber nur dann erreicht werden, wenn Japan, Russland,
die EU und weitere Staaten Osteuropas ihre Kräfte bündeln. Die
Europäische Union ist für rund 25 Prozent, Russland für rund 17 Prozent
und Japan für etwa neun Prozent der Emissionen verantwortlich. Eine
Teilnahme Japans mit der weltweit zweitstärksten Wirtschaft und Rußlands
ist somit zwingend erforderlich. Neben Japan warfen
Umweltschutzorganisationen auch Kanada, Australien und Russland vor,
bereits getroffene grundsätzliche Beschlüsse des Bonner Gipfels zu
missachten und aufzuweichen. Japan geriet zunehmend unter Druck der EU.
Wie aus Kreisen der japanischen Regierung bekannt wurde, bemüht sich die
japanische Umweltministerin Yoriko Kawaguchi weiterhin, die USA vom
Klimaabkommen zu überzeugen. Kawaguchi erklärte, Japan bereite sich für
die Ratifizierung vor, unabhängig von den Reaktionen der USA.
Gemäß den Berichten will Japan das Kyoto-Abkommen bis Mitte 2002 nach der
Genehmigung durch das Parlament formal ratifizieren. Das Kyoto-Protokoll
verpflichtet industrialisierte Staaten, die Kohlendioxid-Emissionen bis
zum Jahr 2012 um durchschnittlich 5,2 Prozent zu vermindern. Wie aus
Regierungskreisen bekanntgegeben wurde, befürchtet Japan bei einer
Entscheidung gegen das Kyoto-Protokoll einen wirtschaftlichen
Wettbewerbsverlust. So könnten japanische Produkte von der EU boykottiert
werden.