BEZIRK: Sie machen laut einer neuen Studie auch heute noch an der ehemaligen Grenze halt. "Die Hirsche auf der tschechischen Seite des Böhmerwalds wandern genau bis zu der Stelle, wo früher Stacheldraht den Sperrbereich vor der Staatsgrenze markierte", teilte der Zoologe Pavel Sustr vom Nationalpark Böhmerwald (Sumava) am Mittwoch mit. Ähnlich verhielten sich ihre Artgenossen auf der anderen Seite der deutsch-tschechischen Grenze.
Vererbte Territorialgrenzen?
Insgesamt 110 Tiere auf tschechischer und 210 Tiere auf deutscher Seite wurden für die Studie mit Funkhalsbändern ausgestattet und sechs Jahre lang beobachtet. Dass die Tiere auch Jahrzehnte nach dem Fall des Eisernen Vorhangs die Grenzen genau einhalten, ist laut Sustr auf das "Training" der Jungtiere durch die Hirschkühe zurückzuführen.
Diese zeigen ihrem Nachwuchs, in welchen Territorium er sich aufhalten und welche Wege er benutzen soll. Dadurch habe sich das Wissen über die vormaligen Grenzen über Generationen hinweg "vererbt", heißt es in einer Aussendung des Nationalparks Böhmerwald.
Die Rothirsche des Böhmerwalds nutzen laut Studie im Schnitt ein Gebiet von 60 Quadratkilometern. Der Böhmerwald erstreckt sich über 100 Kilometer entlang der Grenze zwischen Tschechien, Deutschland und Österreich und ist einer der letzten Plätze in Europa, an dem so große Säugetiere in ihrem natürlichen Umfeld leben und wandern können.