Oslo - Der norwegische Staat erhebt Anklage
gegen den 18-jährigen Jon Johansen, Programmierer der
DVD-Entschlüsselungssoftware DeCSS. Diese Software hebelt CSS, den
Kopierschutz für DVDs, aus. Die Behörden stützen sich bei der Anklage auf
ein Gesetz, das bisher nur im Zusammenhang mit Hacking-Angriffen auf
Banken zum Einsatz kam. Die Electronic Frontier Foundation wirft den
norwegischen Behörden vor, dem Druck der Hollywoodstudios nachgegeben zu
haben.
http://www.eff.org/IP/Video/DeCSS_prosecutions/Johansen_DeCSS_case/20020110_eff_pr.html
Johansen hatte DeCSS zusammen mit zwei Internet-Freunden geschrieben, um
DVD-Filme auch auf seinem Linux-Rechner abspielen zu können. Johansen
veröffentlichte DeCSS im Rahmen des Open-Source-Projekts LiVi, das einen
DVD-Player für das Linux-Betriebssystem entwickelte.
Die Anklage kommt zwei Jahre nachdem die norwegische Wirtschaftspolizei
ØKORIM nach einem Hinweis der US-Filmindustrie, die Wohnung der Familie
stürmte, zwei PCs beschlagnahmte und Johansen sieben Stunden lang
verhörte. Der Norweger war zu diesem Zeitpunkt erst 15 Jahre alt.
ØKORIM klagt Johansen nach Paragraph 145(2) an, der den Einbruch in
Systeme im Besitz Dritter für die Informationsbeschaffung verbietet. Das
Gesetzt verbietet auch das Umgehen von Sicherungen, zur rechtswidrigen
Beschaffung von Daten. Im Falle einer Verurteilung drohen Johansen zwei
Jahre Haft. Allerdings hat er das Programm nur für seine eigenen DVDs
benutzt. Der Jugendliche gewann für DeCSS im Jahr 2000 den staatlichen
Karoline-Preis.