London - Der Feldzug der Musikindustrie gegen
kostenlose Online-Musikservices wie Morpheus oder KaZaA kommt immer mehr
ins Stocken. Die Versuche durch den Launch eigener, kostenpflichtiger
Download-Services neue Kunden zu gewinnen zeigen wenig Erfolge, berichtet
der "Media Guardian" http://media.guardian.co.uk . Die Einnahmen aus den
legalen Downloads brachten im vergangenen Jahr nicht mehr als eine Mio.
Dollar (1,15 Mio. Euro). Gleichzeitig wurden im Vorjahr mehr als acht
Mrd. Musiktitel über kostenlose Online-Services ausgetauscht. Es scheint
daher notwendig, neue Vertriebsformen, Produkte und Businessmodelle zu
entwickeln.
Die US-Musikindustrie schätzt, dass "digitale Piraterie" im vergangenen
Jahr fünf Prozent der CD-Verkäufe gekostet hat. In diesem Jahr könnten es
bis zu zehn Prozent werden. "Die digitale Revolution findet statt - aber
derzeit nicht im legalen Bereich, wo Milliarden Dollar lukriert werden
könnten. Stattdessen findet sie gratis durch Piraten-Tauschbörsen statt",
zitiert der Guardian aus einer Studie des Beratungsunternehmens OC & C
Strategy Consultants http://www.occstrategy.com . OC & C geht davon aus,
dass der digitale Vertrieb von Musik nur eine Frage der Zeit ist. Es
werde eine Explosion von Musikinhalten im Internet geben. Die CD werde
mittelfristig als Speichermedium durch Chips oder "Multi Media Cards"
ersetzt. In der Musikindustrie werde es bald Businessmodelle geben, die
heute schon in der Softwareindustrie bekannt sind: Freeware, Shareware
und Commercial Ware.
Steven Sheiner von Vivendi Universal Net USA gibt der Musikindustrie den
Rat, die Konzentration auf Piraten-Tauschbörsen zu vergessen. Stattdessen
sollten die Energien in die Entwicklung eines wirksamen und attraktiven
Online-Lieferservices gesteckt werden. "Konzentriert euch nicht auf
Sicherheit. Beschäftigt euch mit der Entwicklung von Produkten, die der
Konsument will, und die anderen Probleme werden sich von selbst lösen",
wird Sheiner von der Washington Post http://www.washingtonpost.com
zitiert. Die meisten User von illegalen Tauschbörsen seien unzufrieden
mit dem gebotenen Service. Er werde nur in Anspruch genommen, weil er
kostenlos sei. Als Möglichkeit nennt er den Verkauf von Musikfiles als
Give-aways. So könnte beispielsweise McDonalds auf seiner Homepage eine
eigene Musikabteilung haben. Jedes Mal, wenn ein Kunde z.B. sein Menü in
"Super Size" bestellt, bekommt er einen Code, der ihm den Download eines
Musiktitels von der Homepage erlaubt.
Als die mächtige Record Industry Association of America (RIAA)
http://www.riaa.org gegen Napster zu Felde zog, glaubten die
Verantwortlichen der Musikindustrie nach ersten Erfolgen, den illegalen
Musiktauschbörsen im Internet einen tödlichen Schlag versetzt zu haben.
Aber nicht nur im Verfahren gegen Napster hat sich das Blatt gewendet.
Auch der illegale Download konnte durch legale Musikservices der
Musiklabels nicht eingedämmt werden. Die User weichen einfach auf eine
andere Software wie z.B. FastTrack aus. Sie wollen nicht für etwas
zahlen, das sie auch kostenlos haben können.