Genf - In Entwicklungsländern sind Zigaretten
billig wie nie zuvor. Das behauptet die Weltgesundheitsorganisation (WHO)
http://www.who.int in einer aktuellen Studie, bei der zwischen 1990 und
2000 der Preistrend in 80 Ländern untersucht wurde. Die WHO fordert
Finanzminister dazu auf, die Tabaksteuer anzuheben. Es könne nicht
angehen, dass in einigen Entwicklungsländern eine Packung Marlboro
billiger ist als ein halbes Kilo Brot oder Reis.
Wie die Autoren schreiben, sei es äußerst bedenklich, dass in Ländern wie
Vietnam, Ägypten und dem Iran die Zigarettenpreise um 50 Prozent gefallen
sind. Während in Entwicklungsländern die Tabakpreise sinken und mit
Löhnen bzw. der Inflation nicht im Gleichklang sind, steigen die Preise
in den Industriestaaten. Eine Erhöhung der Zigarettenbesteuerung in jedem
Land würde laut Studie dazu führen, dass rund 42 Mio. Raucher den
Glimmstengel beiseite legten und ein Minimum von zehn Mio. mit
Zigarettenkonsum im Zusammenhang stehende Todesfälle vermeidbar wären.
"Daher ist die Preiserhöhung von Tabakprodukten eine der wirksamsten
Methoden den Konsum zu drosseln", erklärte Derek Yach, Geschäftsführer
der WHO-Abteilung Noncommunicable Disease and Mental Health und Co-Autor
der Studie. Die Studie wird im Fachblatt Tobacco Controll 2002 (Vol.11,
Nr.1) http://www.tobaccocontrol.com veröffentlicht.
Laut Studie sind die Zigarettenpreise in Ländern mit strengen
Tabakkontroll-Programmen tendenziell höher, wie z.B. in Norwegen,
Australien und Hongkong. In Wohlstandsgesellschaften, in denen die
Tabakkontroll-Politik eher schwächer ausfällt, wie etwa in der Schweiz
und Japan, fallen Preise relativ niedrig aus. Während eine Schachtel
Marlboro in Norwegen im März 2001 6,48 Dollar kostete, lag der Preis in
Japan bei 2,34 Dollar.
Die Tabakindustrie hat die Auswirkungen auf das Verkaufsvolumen bereits
realisiert. Laut geheimen Industriedokumenten argumentiert der
Tabakkonzern Philip Morris: "Unsere Preise sind mit der Zeit gestiegen
und spiegeln die vermehrten Ausgaben und die erhöhte Steuerveranlagung
wider". Man lehne eine Erhöhung der Tabaksteuer vehement ab und werde
alles dafür tun, um Regierungen von einer Erhöhung abzuhalten. Die WHO
rückt aber nicht von ihrer Forderung ab und weist Regierungen an, sich
nicht von der Zigarettenindustrie unter Druck setzen zu lassen.