Washington - Das Wissenschaftsmagazin New
Scientist http://www.newscientist.com berichtet, dass Kanada am
Kyoto-Protokoll nicht mehr festhalten will. Der Druck der Industrie sei
zu groß, mutmaßt das Magazin. Kanada will nämlich seine Exporte von
Erdgas und Strom aus Wasserkraft an den Nachbarn USA auf seine eigenen
Emissionen anrechnen. Diese Konzessionen sollen aber seitens der EU nicht
gewährt werden.
Das Kyoto-Ziel sieht eine fünfprozentige globale Treibhausgas-Reduktion
von 1990 bis 2012 vor. 186 Staaten sollten dabei ihre Emissionen
reduzieren. Beim EU-Minister Gipfel in Madrid hat der kanadische
Premierminister Jean Chretien verkündet, dass Kanada derzeit nicht in der
Lage sei, das Protokoll zu ratifizieren, ehe nicht einige Probleme
endgültig geklärt sind. Dazu zähle die Anrechnung der Exporte in die USA,
die dazu führen, dass der südliche Nachbar, statt Kohle zu verbrennen,
kanadisches Erdgas verwendet, das weniger CO2 produziere als Kohle.
Erst vor knapp sechs Monaten hat sich die kanadische Regierung mit den
anderen Industrienationen - ohne die USA - bereit erklärt, das Protokoll
zu unterzeichnen. Dann sei es nach Angaben des Wissenschaftsmagazins zu
heftigen Diskussionen seitens der Energie-Industrie gekommen, die
eindringlich davor warnte, die Ratifizierung des Protokolls im Parlament
zu beschließen.
Das Kyoto-Protokoll sieht für Kanada eine sechsprozentige Senkung der
Treibhausgase von 1990 bis 2010 vor. Problematisch war dabei die
Tatsache, dass die Treibhausgase von 1990 bis 2000 um 20 Prozent stiegen.
Daraufhin forderte das waldreiche Land die Einrechnung seiner Wälder als
CO2-Speicher. EU-Umweltschutz-Kommissarin Margaret Wallstrom meinte dazu,
dass die EU von den Spielchen Kandas genug hätte. Umweltorganisationen
wie Greenpeace werfen Kanada vor, dass es sich um eine Ausrede handle,
das Protokoll nicht ratifizieren zu müssen.