Genf - Die Weltgesundheitsorganisation WHO
http://www.who.org wird sich in Zukunft vermehrt mit traditionellen
Heilmethoden beschäftigen. Das erklärte die UNO Organisation in einer
Aussendung. Einer der Gründe liege darin, dass in einem Großteil der
Länder der Welt in erster Linie auf traditionelle Methoden
zurückgegriffen wird. Mit der Schaffung von einheitlichen
Rahmenbedingungen wird die WHO auf diese Thematik reagieren, um die
Methoden zu verbessern, zu sichern und einen einheitlichen Standard zu
gewährleisten.
"80 Prozent der Bevölkerung Afrikas werden nach traditionellen
Heilmethoden behandelt", so Ebrahim Samba, WHO-Regional-Direktor für
Afrika. Daher sei es dringend notwendig, die Sicherheit, Effizienz,
Qualität und Standardisierung der traditionellen Methoden zu
gewährleisten. Das diene der Bewahrung des kulturellen Erbes und der
Sicherung des traditionellen Wissens, so Samba. "Dieses Wissen muss
institutionalisiert werden und in die lokalen Gesundheitssysteme
einfließen", meint der WHO-Spezialist. Auch in den Ländern der
industrialisierten Staaten wird der Trend zu komplementären Methoden zu
greifen immer größer. 77 Prozent der Franzosen haben zumindest einmal
komplementär-medizinische Behandlungen erhalten. In Deutschland wenden 77
Prozent der Schmerzkliniken Akupunktur an und in Großbritannien geben die
Menschen 2,3 Mrd. Dollar jährlich für alternative Heilmethoden aus.
Die größten Probleme ergeben sich aus der falschen Anwendung von
traditionellen Therapien: die chinesische Pflanze Ma Huang wird in China
zur Beseitigung von Atemproblemen verschrieben, in den USA wurde die
Pflanze als Diät-Hilfe verkauft. In der Langzeitanwendung führte dies zum
Tod von mehr als einem Dutzend Menschen. Solche Beispiele sind zahlreich.
"Traditionelle oder Komplementär-Medizin ist ein Opfer von unkritischen
Enthusiasten und uninformierten Skeptikern", so Yashuhiro Suzuki,
WHO-Executive Director for Health Technology and Pharmazeuticals. "Mit
der neuen Strategie sollen die wirklichen Potenziale für die Gesundheit
genauer erforscht und die Risiken von ungeprüften oder falsch
angewendeten Heilmitteln eingeschränkt werden", so Suzuki.
In China, Nord- und Südkorea und Vietnam ist die traditionelle Medizin in
der westlichen Schulmedizin integriert. In anderen Ländern der Dritten
Welt, in denen der Zugang zur Schulmedizin nicht möglich ist, überwiegen
noch weiterhin traditionelle Heilmethoden das tägliche Bild. Hier gelte
es die Fähigkeiten und Möglichkeiten des traditionellen Wissens
wissenschaftlich zu evaluieren, so die WHO.
Der Weltmarkt für komplementär-medizinische Methoden wird von der WHO auf
60 Mrd. Dollar pro Jahr geschätzt. Ein Viertel der heute verwendeten
modernen Medikamente basiert auf Pflanzen, die zunächst traditionell
verwendet wurden. Nach Angaben der WHO gebe es noch eine Vielzahl von
traditionellen Heilmitteln, die ein weites Wirkungsspektrum aufweisen.
Eine davon ist die chinesische Pflanze Artemisia annua, die in Asien seit
fast 2.000 Jahren verwendet wird. Der Wirkstoff soll nach neuesten
Forschungserkenntnissen eines der effektivsten Anti-Malaria Präparate
sein. Dies könnte 800.000 Menschenleben pro Jahr das Leben retten.