Wien/München - Die Umweltorganisation
Greenpeace http://www.greenpeace.at hat heute, Freitag, beim Europäischen
Patentamt in München Einspruch gegen das Patent auf das sogenannte
Brustkrebsgen eingelegt. Unterstützt wird der Einspruch von der Wiener
Ärztekammer http://www.aekwien.or.at . Beide Organisationen warnen vor
dem eklatanten Missbrauch des Patentrechts und den exklusiven
Nutzungsrechten. Daraus resultieren negative Auswirkungen auf die
medizinische Forschung und Therapie, so Walter Dorner, Präsident der
Wiener Ärztekammer.
Das Europäische Patentamt hat am 18. November 2001 unter der Nummer
EP0705902 dem US-Pharma-Unternehmen Myriad http://www.myriad.com ein
Patent auf ein menschliches Gen erteilt, das in Zusammenhang mit
Brustkrebserkrankungen steht. Die Wiener Ärztekammer sieht im Vorgehen
des europäischen Patentamtes eine große Gefahr für Wissenschaft und
Forschung und im weiteren Sinn auch für die Patienten. "Wenn jeder
Wissenschaftler, der forscht an das Pharmaunternehmen zahlen muss, wird
sich der jeweilige Mediziner das überlegen", so Bernhard Breindl,
Referent für Ethik und Hospiz von der Wiener Ärztekammer zu
pressetext.austria. Die Ärztekammer habe schon in einer Vollversammlung
dieses Vorgehen verurteilt, so der Mediziner. "Wir erwarten uns, dass
sich die EU-Kommission überlegt, Schritte gegen die Patentrichtlinie zu
unternehmen". Dies wird von Greenpeace bereits seit Jahren gefordert.
"Wir unterstützen diesen Einspruch vollinhaltlich, da wir negative
Auswirkungen auf die medizinische Forschung und Therapie befürchten
müssen. Gen-Patente richten sich eindeutig gegen die Anliegen der
Patienten", formuliert Dorner das Anliegen der Mediziner. "Entdeckte Gene
zu einer Erfindung umzudefinieren und dafür exklusive Nutzungsrechte zu
beanspruchen, ist auch aus ethischer Sicht nicht zu vertreten", so
Breindl. Mit der Forderung soll auch Druck auf die Politiker gemacht
werden, die Patentrichtlinie noch einmal zu überdenken. Das fordert auch
Greenpeace.
"Das beeinspruchte Patent ist ein Beispiel für ein besonders umfassendes
Gen-Patent in diesem Bereich: Es umfasst neben dem Gen selbst auch alle
Lebewesen (mit Ausnahme des Menschen), in die dieses Gen eingebaut wird.
Zudem erstreckt sich das Patent nicht nur auf die mutierte, sondern auch
auf die bei gesunden Menschen vorliegende Variante des Gens, was von
Experten als äußerst problematisch eingeschätzt wird", so Thomas Fertl,
Gentechnik-Experte von Greenpeace Österreich. Davon ausgehend werden alle
therapeutischen und diagnostischen Anwendungen des Gens beansprucht. Das
vom Patentamt in München erteilte Patent gilt auch in Österreich und kann
nur mehr bis nächste Woche beeinsprucht werden.
Weitere Informationen:
http://www.greenpeace.at/umweltwissen/gentech/patente/index.htm