Wien - In Österreich ist der Anteil an
"eingewanderten" Arten in der heimischen Tier- und Pflanzenwelt relativ
gering. Die Mehrheit der neu angesiedelten Arten ist bereits heimisch
geworden und harmlos. Einige wenige dieser "Neubürger" können aber enorme
ökologische, wirtschaftliche oder gesundheitliche Schäden anrichten. Das
geht aus einer Studie hervor, die heute, Donnerstag, vom
Umweltministerium http://www.bmlf.gv.at und Umweltbundesamt
http://www.ubavie.gv.at in Wien vorgestellt wurde. Zu den in jüngster
Zeit große Schäden verursachenden Arten zählen z.B. die
Kastanien-Miniermotte, Feuerbrand und Laubholz-Hornkäfer.
Rund 1.100 Pflanzenarten haben sich im Laufe der letzten Jahrhunderte in
Österreich neu angesiedelt, das sind 27 Prozent der gesamten Flora.
Allerdings werden nur 17 Arten als ökologisch und 14 Arten als
wirtschaftlich problematisch eingestuft. In der Tierwelt liegt die Zahl
der "Neulinge" bei rund 500, das entspricht etwa einem Prozent der
österreichischen Fauna. 46 Arten stellen aus naturschutzfachlicher Sicht
eine Bedrohung der angestammten Artenvielfalt dar. Rund 150 gelten auch
nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten als Problem. Grund dafür ist, dass
neue Arten einheimische verdrängen und mitunter auch ausrotten können und
so die Struktur und Funktion von Ökosystemen nachhaltig beeinträchtigt
bzw. geschädigt wird.
Massive wirtschaftliche Folgen verursacht bzw. verursachte in Österreich
die Ausbreitung von Feuerbrand, Kartoffelkäfer und Reblaus. Der
Feuerbrand, eine hochinfektiöse und schwer zu bekämpfende
Bakterienkrankheit aus den USA, hat in diesem Jahr in mehreren
Bundesländern Apfel-, Birnen- und Quittenkulturen befallen. Alarm unter
Forstleuten hat heuer das Auftreten des Asiatischen Laubholz-Hornkäfers
im Bezirk Braunau ausgelöst, der gesunde Ahorn-, Pappel-, Weide- und
Apfelbaumbestände vernichten kann.
Einen regelrechten "Eroberungsfeldzug" hat die Spanische Wegschnecke
hinter sich, die 1972 erstmals in Österreich gesichtet wurde. In nur 20
Jahren hat sie sich über Holztransporte, Topfpflanzen und Gartenabfälle
in ganz Österreich verbreitet und als bedeutender Schädling an
Gemüsekulturen etabliert. Sie ist auch für den Rückgang heimischer
Schneckenarten mitverantwortlich. Gleiches gilt für den Kalifornischen
Signalkrebs, der den heimischen Edel-Flusskrebs an den Rand der
Ausrottung gebracht hat.
Im internationalen Vergleich sind die "Alien"-Schäden in Österreich aber
noch relativ gering. Auf den Philippinen hat beispielsweise die
eingeschleppte Goldene Apfelschnecke Reisernteschäden von fast einer Mrd.
Dollar verursacht. In Ostafrika hat die aus Südamerika eingeschleppte
Wasserhyazinthe binnen kürzester Zeit fast den gesamten Viktoria-See
überwuchert. Ihre Bekämpfung kostet etwa 150 Mrd. Dollar pro Jahr. Die
USA und Indien beziffern den wirtschaftlichen Schaden, den sie durch
gebietsfremde Arten jährlich erleiden, mit 130 Mrd. Dollar.
Das Umweltministerium appelliert daher an alle Reisenden, aus dem Urlaub
möglichst keine Pflanzen auf eigene Faust mitzubringen. Für den
geregelten Import von Pflanzen gibt es in den EU-Staaten eigene
phytosanitäre Kontrollen, bei denen Pflanzen auf den Befall von
Krankheiten und Schädlingen geprüft werden.