Hamburg/Wien - Schwerabbaubare Dauergifte
belasten Fische im 2.800 Meter hochgelegenen Schwarzsee in den Ötztaler
Alpen. Bei einzelnen Dauergiften, so genannten POPs (Persistant Organic
Pollutants), ergaben Laboruntersuchungen sehr hohe Giftkonzentrationen in
den Hochgebirgsfischen des Sees fernab jeder direkten Schadstoffquelle.
Das geht aus einer aktuellen Greenpeace-Studie hervor, die heute,
Mittwoch, in Hamburg, präsentiert wurde.
Die Umweltorganisation untersuchte Bergsaiblinge aus dem 2.800 Meter hoch
gelegenen Schwarzsee ob Sölden in den Ötztaler Alpen, dem höchstgelegenen
europäischen See, in dem noch Fische leben. Diese wurden erstmals auf die
neuen Dauergifte bromierte Flammschutzmittel, Chlorparaffine und
Phthalate untersucht. Diese Chemikalien sind erst seit relativ kurzer
Zeit auf dem Markt und ihre Verbreitung in der Umwelt ist kaum
untersucht. Ergänzend wurden Polychlorierte Biphenyle (PCBs), Toxaphen
sowie chlorierte Dioxine und Furane bestimmt. Die Untersuchung zeigt,
dass die Fische mit allen genannten Dauergiften belastet sind - in
Einzel-Konzentrationen von bis zu 911 Mikrogramm pro Kilogramm Fett.
Die Schadstoffe dampfen z. B. aus PVC-Bodenbelägen aus, werden über die
Atmosphäre in die Alpen transportiert, wo sie auf Grund der Kälte
ausfallen und nur langsam abgebaut werden. Roland Psenner vom Institut
für Zoologie und Limnologie der Universität Innsbruck kommentiert die
Auswirkungen dieser weltweite Giftpumpe, "globale Destillation" genannt:
"In Fischen aus hochalpinen Seen finden wir bis zu 1.000 Mal höhere
POPs-Belastungen als bei Fischen von Flachlandseen. Diese Giftstoffe
bedrohen das empfindliche Ökosystem der Hochalpen und das Überleben der
Fische und könnten noch ernsthafter sein als in den Polarregionen". Die
Dauergifte bauen sich über kalten Gebieten besonders lagnsam ab und
reichern sich in der Nahrungskette stark an.
Bromierte Flammschutzmittel, Phthalate und Chlorparaffine werden z. B. in
Bauprodukten aus PVC eingesetzt und sollten in der Zwischenzeit verbotene
POPs wie PCBs ersetzen. Diese Chemikalien gelten jedoch ebenfalls als
krebserregend, hormonell wirksam und fortpflanzungsschädigend. "Im
internationalen Jahr der Berge muss man für die Alpen Giftalarm geben",
erklärte Manfred Krautter, Chemie-Experte von Greenpeace Deutschland
http://www.greenpeace.de . Greenpeace drängt auf ein internationales
Verbot für neue Dauergifte. Zudem muss die EU im Rahmen des neuen
Chemikalienrechts eine Zulassungspflicht für gefährliche Stoffe
einführen, fordert die Umweltorganisation. Derzeit reicht es aus, einen
neuen Stoff lediglich anzumelden, betonte der österreichische
Greenpeace-Chemieexperte Herwig Schuster http://www.greenpeace.at .
Vollständige Studie unter:
http://www.greenpeace.at/umweltwissen/chemie/pdf_files/neue_dauergifte_alpen_2002.pdf