Wien - Ob der Gratis-PC zu einem echten Trend
wird oder eine Randerscheinung bleibt, ist unter IT-Experten umstritten. Die
Idee des Free-PC beruht auf einer kostenlosen oder stark verbilligten Abgabe
eines Rechners gegen die Verpflichtung des Erwerbers, sich entweder für eine
gewisse Zeit an einen bestimmten Internet-Provider zu binden und/oder
detaillierte Angaben zur eigenen Person zu machen sowie Werbeeinblendungen
zu akzeptieren. Die Arbeiterkammer (AK) warnt die Konsumentenschaft vor
derartigen Geschäften und tritt für eine Entkoppelung von Computer-Erwerb
und Provider-Vertrag ein. http://www.arbeiterkammer.or.at
Das Marktforschungsinstitut Gartner Group http://www.gartner.com kann dem
Gratis-PC nicht viel abgewinnen. "Das ist nur eine Marktnische", ist Gartner
Group-Mitarbeiter Manfred Troger überzeugt. Derartige Geschäftsmodelle seien
stark von lokalen Initiativen abhängig. "Handys etwa sind in Österreich
subventioniert und daher billig - in Italien wiederum nicht", wies Troger
auf länderspezifische Unterschiede hin. Seiner Meinung nach wird es am
Computersektor beim traditionellen Hardware-Verkauf bleiben.
Optimistischer sieht Branchenkollege IDC die Zukunft des Gratis-PC-Modells.
http://www.idc.com Einiges Potenzial für Anbieter erkennt IDC-Mitarbeiter
Joachim Seidler in dem Modell, sich gegen Überlassung eines Rechners an
einen bestimmten Internet-Provider zu binden. Diese Variante könne auch im
Business-to-Business-Bereich, der mehr als 80 Prozent der heimischen
PC-Umsätze ausmacht, durchaus sinnvoll sein. Seidler: "Die Tatsache, dass im
Firmenkundengeschäft immer unterpreisig angeboten wird, spricht für das
Free-PC-Modell." Der Variante, bei der der Benutzer tiefe Einblicke in sein
Privatleben gewährt, räumt Seidler weniger Chancen ein: "Die Leute werden
bald dahinter kommen, dass dadurch ihre persönliche Freiheit beschnitten
wird."
In Österreich gab es im vergangenen Jahr eine Gratis-PC-Initiative seitens
der börsenotierten Wiener
Internet-Firma Yline. http://www.yline.at Diese gab im Sommer 800 Fujitsu-PC
gratis unter der Bedingung ab, ausschließlich über Yline zu surfen. In der
Vorweihnachtszeit schleuste YLine 15.000 IBM-Aptivas über die Handelskette
Niedermeyer - dies allerdings nicht mehr kostenlos, sondern zum Preis von
2.990 Schilling. Die Käufer mussten sich verpflichten, zumindest ein Jahr
lang über YLine zu surfen.
Exakt diese Verknüpfung ist der Arbeiterkammer ein Dorn im Auge. "Die Käufer
sollen sich genau überlegen, ob sie sich derartig binden wollen", warnte der
stellvertretende Leiter der AK-Abteilung Konsumentenpolitik, Karl Kollmann,
im Gespräch mit pressetext.austria. Er hält sowohl die Koppelung von
PC-Erwerb und Provider-Vertrag als auch die lange Bindungsdauer an einen
bestimmten Provider für bedenklich. Sollten derartige Verträge überhand
nehmen, so werde die Arbeiterkammer Initiativen ergreifen, um "die
Spielregeln zu ändern", sagte Kollmann, der einen Vergleich zur
Automobilbranche zog: "Das wäre so, als ob man mit dem eigenen Auto nur bei
einer bestimmten Treibstofffirma tanken dürfte."