Köln - Vor allem bei
Langstrecken-Radsportlern kann es durch Durchblutungsstörungen im
Genitalbereich zu Erektionsproblemen kommen. Von entscheidender Bedeutung
ist dabei nicht die Polsterung des Sattels, sondern die Breite der
Sitzfläche. Die Fahrradindustrie ist noch nicht ausreichend auf die
Bedürfnisse ihrer Kunden eingegangen und somit der "männerfreundliche"
Fahrradsattel auch noch nicht erfunden. Zu diesen Ergebnissen kommt Claus
Martin Cremer in einer Untersuchung, die er an der Klinik und Poliklinik
für Urologie der Universität zu Köln
http://www.medizin.uni-koeln.de/kliniken/urologie durchgeführt hat.
Gegenstand der Untersuchung war die Frage, ob der Penis beim Radfahren,
in Folge einer Quetschung des Dammes (Perineums), ausreichend mit Blut
versorgt wird. Durch eine Elektrode, die schmerzfrei an der Eichel
fixiert wurde, konnte die penile Durchblutung während des Radfahrens mit
Hilfe des Sauerstoffpartialdruckes quantifiziert werden, heißt es in
einer Aussendung der Universität.
Getestet wurden vier Sättel verschiedener Bauart. Ein Rennrad-Sattel mit
Gelkissen, ein Sattel mit einer Einkerbung im Genitalbereich, ein breiter
Ledersattel und ein Damenrocksattel (ohne Sattelnase). Bei allen Modellen
kam es in Folge des 20-minütigen Radelns zu einer Absenkung des penilen
Sauerstoffpartialdruckes. Im Grad der Absenkung gab es jedoch
signifikante Unterschiede. So schnitt der wenig gepolsterte Rennradsattel
mit einem Abfall von ca. 82 Prozent im Vergleich zum Ruhemittelwert am
schlechtesten ab, während der "Damenrocksattel" nur zu einem Abfall von
etwa 20 Prozent führte. Verallgemeinernd lässt sich laut Untersuchung
sagen: Je schmäler der Sattel, desto größer ist der Druck auf den Damm
und um so schlechter ist die Durchblutung.
Eine Alternative ist der Damenrocksattel für sportliche Radfahrer
allerdings nicht, da er keinen ausreichenden Halt bietet. Vielfahrer
sollten vielmehr einen ergonomisch geformten Sattel benutzen, der die
Sitzbeinhöcker des Gesäßes unterstützt und eine Entlastungszone (z. B.
Aussparung) im Genitalbereich bietet. Neben dem Material und der Form des
Sattels hat auch die richtige Höhenjustierung und eine waagrechte bis
leicht nach vorne geneigte Sattelposition einen positiven Einfluss auf
die Durchblutung. Zusätzlich seien ein häufiger Wechsel zwischen
sitzendem und stehendem Fahren, das Einlegen von Pausen sowie nahtlose
Radlerhosen sehr nützlich. Weitere Untersuchungen müssen nun zeigen, ob
bei Männern auch langfristige Schäden durch Fahrradfahren oder andere
Sportarten wie z. B. Reiten entstehen können. Über die Auswirkungen des
Fahrradfahrens bei Frauen wurden bisher noch keine wissenschaftlichen
Ergebnisse veröffentlicht.