Berlin hat am Donnerstag mit
der Umschaltung der Übertragung von zunächst zwei TV-Kanälen von analogem
auf digitalen Betrieb begonnen. Ab morgen sendet der Kanal 5 die
öffentlich-rechtlichen Programme ARD, ZDF, ORB und SFB, der Kanal 44 die
Privaten RTL, SAT.1, Pro Sieben und RTL II digital. Damit ist die
deutsche Hauptstadt weltweit der erste Ballungsraum, der diesen Schritt
umsetzt, berichtet die Financial Times Deutschland (FTD)
http://www.ftd.de am Donnerstag. Bis zum Jahr 2010 soll in
Deutschland und Europa die gesamte Fernsehübertragung auf digital
umgestellt werden. In Berlin wird schon im Sommer 2003 der letzte analoge
Kanal abgedreht. Wer bis dahin kein Empfangsgerät für sein TV-Gerät hat,
wird im wahrsten Sinne des Wortes schwarz sehen.
Die Umstellung auf digitalen Empfang betrifft jedoch nur die Haushalte,
die ausschließlich über Hausantenne fern sehen. Das ist mittlerweile nur
noch eine Minderheit, in Berlin etwa sieben Prozent. Derzeit ist es aber
selbst wenn das Geld und der Wille zur Umstellung vorhanden ist,
schwierig ein digitales Empfangsgerät zu bekommen, so die FTD. Die Geräte
seien zwar schon im Angebot, aber noch nicht lieferbar, ergibt ein Test
der Zeitung in einer Filiale des Elektrohändlers Saturn in der deutschen
Bundeshauptstadt. Das verdeutlicht das Dilemma der Umstellung auf
Digital-TV: Die Geräteanbieter wollen die Produktion der Geräte nicht
erhöhen, solange kaum Nachfrage besteht, die nur durch digitales
Programmangebot entstehen kann. TV-Sender wiederum sind mit der
Umstellung auf digitale Programme zögerlich, solange sie nur von einem
Teil der Zuschauer empfangen werden können.
Hans Hege, der Chef der Berliner Landesmedienanstalt MABB
http://www.mabb.de , hofft, dass durch die Digitalisierung das
"Antennenfernsehen eine echte Alternative zu Kabel und Satellit wird".
Zuschauer, die sich eine Set-Top-Box kaufen, könnten künftig über Antenne
ohne Monatsgebühr fast genauso viele Programme empfangen wie derzeit im
Kabel. Einige Kanäle will er aber für mobile Angebote von
Telekomunternehmen frei halten. "Wir sehen die größte Chance darin, dass
Anbieter Mobilfunkdienste und Fernsehangebote verknüpfen", so Hege.
In den USA soll schon ab 2006 nur noch digital gesendet werden. Auch dort
verläuft die Umstellung zögerlich. Der US-Regulator FCC fordert von den
Herstellern die Umstellung auf kompatible Geräte bis 2006. Als erster
Produzent in den USA hat kürzlich Panasonic einen Deal zur Herstellung
kompatibler TV-Geräte abgeschlossen. In Österreich startet die
Regulierungsbehörde RTR im kommenden Jahr in Graz den Testbetrieb von
zumindest vier digitalen TV-Programmen, wobei neben zwei ORF-Kanälen
einer für Privat-TV und einer für interaktive Programme zur Verfügung
steht. 500 demographisch ausgewählte Haushalte werden kostenlos mit
Set-Top-Boxen bestückt. Weitere Boxen sollen günstig (d.h. um die 200
Euro) angeboten werden. Berlin ist einige Schritte voraus. Wer sich
keinen Satelliten- oder Kabelanschluss leisten kann, schaut ab 2003 nicht
in die Röhre: Sozialhilfeempfänger bekommen laut FTD die Box von der MABB
und dem Sozialamt bezahlt.