Wien - Die Kapazitäten der Bahn werden am
Brenner bei weitem nicht ausgeschöpft. Täglich könnten noch 2.000
Lkw-Ladungen von der Straße auf die Schiene verlagert werden, zeigt eine
Untersuchung des Verkehrsclub Österreich VCÖ http://www.vcoe.at . Der VCÖ
fordert die Beibehaltung der Obergrenzen im Transitvertrag, eine Lkw-Maut
auf dem gesamten Straßennetz sowie eine Anpassung der Besteuerung von
Diesel an jene von Benzin.
"Nach dem enttäuschenden Ergebnis der Transitverhandlungen in Kopenhagen
muss Österreich auch die eigenen Möglichkeiten zur Verringerung des
Lkw-Verkehrs zur Gänze ausschöpfen", so Wolfgang Rauh von
VCÖ-Forschungsinstitut. Das Potenzial zur Verlagerung der Güter auf die
Schiene müsse genützt werden. Am Brenner könnten auf der Schiene
zusätzlich 26.000 Tonnen Güter pro Tag, was in etwa 2.000 Lkw-Ladungen
entspricht, transportiert werden.
Jährlich werden rund 36 Mio. Tonnen Güter über den Brenner transportiert,
das sind durchschnittlich 120.000 Tonnen pro Tag. 72 Prozent des
Transports erfolgen im Lkw, 28 Prozent mit der Bahn. "In der Schweiz
werden 70 Prozent des alpen-querenden Güterverkehrs auf der Schiene
abgewickelt und nur 30 Prozent auf der Straße", erklärt Rauh, der auch
bemerkt, dass seit 1991 die transportierte Gütermenge am Brenner um 13,5
Mio. Tonnen gestiegen ist. Die Zunahme habe vor allem auf der Straße
stattgefunden, kritisiert der VCÖ. Allein der Zuwachs ist mit elf Mio.
Tonnen um 1,5 Mio. Tonnen höher als die derzeitige jährliche
Gesamtleistung der Bahn am Brenner. "Das Haupthindernis für eine echte
Entlastung der Bevölkerung sind die zu niedrigen Kosten für den
Lkw-Verkehr", argumentiert Rauh. "Nur mehr Kostenwahrheit im Verkehr kann
die Lkw-Lawinen bremsen", betont der Experte. Die Transitpreise am
Brenner sind seit dem Jahr 1994 um mehr als die Hälfte gesunken. Ein
Liter Diesel kostet rund 0,7 Euro pro Liter. "Das ist der gleiche Preis
wie im Jahr 1985", rechnet Rauh vor.
Der VCÖ fordert eine höhere Lkw-Maut für das gesamte Straßennetz nach
Schweizer Vorbild, außerdem soll der Generalverkehrsplan zugunsten des
Bahnausbaus geändert werden.