London - Bislang ist man davon ausgegangen, dass
sich das ozonschädigende Lösungsmittel Methylchloroform (MCF) aus der
Atmosphäre über Europa nahezu verschwunden ist. Ein europäisches
Forscherteam konnte nun bei Messungen vom Flugzeug aus, Spuren von MCF
über Zentraleuropa nachweisen. Das Team um Maarten Krol von der
Universität von Utrecht glaubt, dass die Emissionen des "Ozonkillers" von
"schlafenden" Quellen wie z.B. vergrabenem Müll stammen. Dass sich
europäische Staaten am Protokoll von Montreal vorbei mogeln wollten,
glauben die Wissenschaftler nicht. 1996 einigten sich die
Industriestaaten in einem Zusatzprotokoll darauf, die Produktion von MCF
auslaufen zu lassen, berichtet das Fachblatt Nature http://www.nature.com
.
"Die MCF-Konzentration ist im Vergleich zu jener in den frühen
90er-Jahren klein und für eine Ozon-Schädigung relativ unbedeutend",
schreiben die Forscher. Seit Mitte der 90er-Jahre wurden die
MCF-Konzentrationen über Europa geschätzt, zum Teil durch Messungen der
Atmosphären-Konzentration durch die MCF-Messstelle Mace Head im Westen
Irlands, zum Teil durch Daten der industriellen MCF-Produktion und
-Verwendung. Die Schätzungen ließen vermuten, dass die Substanz beinahe
vollständig aus der Atmosphäre über Europa verschwunden war.
Ein Forschungsflug über Deutschland, die Alpen und Zentraleuropa im
August 2002 stellte höhere Konzentrationen als gedacht fest. Die
Auswertung der Daten brachte nicht nur Hinweise auf MCF in der
Atmosphäre, Computersimulationen des während des Flugs vorherrschenden
Luftströmungen bestimmten auch die wahrscheinliche Lage der
Emissionsquellen. Diese liegen größtenteils in Süd- und Zentraleuropa.
Die Simulationen lassen darauf schließen, dass routinemäßige
Luftkontrollen von Mace Head ungeahntes Methylchloroform übergingen, das
die atmosphärische Strömung MCF nicht in den Westen Irlands befördert.