Jena - Passwörter werden viel zu leichtsinnig
ausgewählt. Zu dieser Ansicht kommt der Internetexperte Joachim Richter vom
Rechenzentrum der Universität Jena. http://www.uni-jena.de/rz/ "Im Internet
kursieren Rateprogramme, die menschliche Psychologie bei der Wortbildung
nachahmen", so Richter.
Einfache Veränderungen am eigenen Namen oder gut merkbaren Begriffen wie
"Sonne" ermöglichten damit Einbrüche in große Netzwerke. Vor allem aus
Fernost und den Niederlanden erhalte das Rechenzentrum derzeit unangenehme
Besucher. Den Einbrechern gehe es fast immer nur darum, die Arbeit lahm zu
legen oder Rechner zu zerstören. "Die sind wie Leute, die abgestellte Autos
zerkratzen", sagte Richter.
Ende des Jahres habe das Rechenzentrum 400 Nutzern die Passwörter gesperrt,
da sie durch Rateprogramme einfach zu entschlüsseln gewesen seien. "Ein
einzelner Nutzer kann die Daten von tausenden anderen Nutzern gefährden,
wenn ein Einbrecher mit seinem entschlüsselten Passwort ins System
eindringt." Neue Passwörter würden durch Zufallsgeneratoren erzeugt. Damit
entstünden völlig willkürliche Kombinationen wie "xR8!fpU2".
Wer sich das nicht merken oder aufschreiben wolle, könne sich einen Satz
ausdenken wie "Ich liebe meine Frau an allen Tagen". Die jeweils ersten,
letzten oder dritten Buchstaben jedes Wortes könnten ebenfalls ein kaum zu
erratendes Passwort ergeben. "Bis jetzt aber ist das ein Problem, das von
viel zu wenigen als Problem erkannt wird", sagte Richter. Dies ändere sich
immer erst, wenn jemandem das komplette Dateiverzeichnis leergeräumt werde.