Sydney - Experten der australischen Regierung
haben ein erschütterndes Bild der ökologischen Vielfalt des Fünften
Kontinents gezeichnet. 1.600 heimische Tiere und Pflanzen sind massiv vom
Aussterben bedroht, berichtet der Sydney Morning Herald
http://www.smh.com.au . Schuld an der ökologischen Katastrophe haben die
Menschen: Landrodungen zur Gewinnung von Wohnraum und zur Nutzung als
landwirtschaftliche Anbauflächen haben ihren Tribut gefordert.
Die Kosten, die zur Wiederherstellung der verwüsteten Regionen
aufgewendet werden müssten, sind enorm. Nach Schätzungen der Experten
liegen sie bei rund drei Mrd. Dollar. Damit könnten aber nur die am
schlimmsten betroffenen Gebiete wiederhergestellt werden. "Ein Drittel
aller seit dem Jahr 1600 ausgestorbenen Säugetiere waren in Australien
beheimatet", so ein Bericht des National Land and Water Resources Audit
http://www.nlwra.gov.au . Eine solche Zahl gebe es in keinem anderen
Kontinent, argumentieren die Experten. Insgesamt sind 346 Wirbeltiere,
acht Wirbellose und 1.241 Pflanzenarten aktuell vom Aussterben bedroht,
mehr als 3.000 Arten sind in Gefahr. 22 Prozent aller australischen
Säuger sind bereits für immer vom Fünften Kontinent verschwunden, so der
Bericht Australian Terrestrial Biodiversity Assessment 2002.
Am schlimmsten betroffen von der Zerstörung der ökologischen Vielfalt ist
der Murrumbateman Distrikt, ein Gebiet zwischen dem Territorium Canberra
und dem Staat Neusüdwales. Dort sind 99,5 Prozent der ursprünglichen
Landschaft in landwirtschaftliche Flächen umgewidmet worden. Die
Grasländer der gemäßigten Zone zählen zu den am höchsten gefährdeten
ökologischen Gebieten. Am Fünften Kontinent stehen weniger als zehn
Prozent der gesamten Landfläche unter Naturschutz. Nach dem Bericht sind
aber nur etwa zwölf Prozent der geschützten Flächen auch tatsächlich
unter adäquater Verwaltung. Ein weiteres extrem gefährdetes Gebiet sind
die einst als ursprünglich beschriebenen Regionen in Nordaustralien. Auch
dort gebe es eine rapide Abnahme von Arten.
Für Experten sei das Ergebnis der Berichte aber keinesfalls eine große
Überraschung: "Die Beziehung zur Umwelt ist außer Kontrolle geraten", so
Don Henry, CEO der Australian Conservation Foundation
http://www.acfonline.org.au . Entgegenwirken könne man nur mit einer
kontrollierten Landrodung, der Komplettierung der Nationalpark-Gebiete
und dem Schutz der Regionen Nord-Australiens. "Das sind kosteneffiziente
Investionen für die Regierung", räumt der Experte ein. Der Umweltminister
David Kemp lobte den Untersuchungsbericht als exzellentes Statement für
die Erhaltung der australischen Biodiversität. Erste Ergebnisse gebe es
bereits: Diskussionen um Rodungen in Tasmanien, Queensland und
Neusüdwales sind im Laufen.