Berkeley/Kalifornien - Entgegen bisheriger
Vermutungen ändern sich die fünf wichtigsten Persönlichkeitsmerkmale das
ganze Leben hindurch. Die Persönlichkeit steht nicht mit 30 fest,
behaupten Wissenschaftler der University of Berkeley/Kalifornien. Sie
untersuchten 132.515 Personen im Alter zwischen 21 und 60 Jahren auf die
so genannten "Big Five": Offenheit, Neurotizismus (emotionale Labilität),
Extrovertiertheit, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit.
In den Dreißigern werden Menschen besonders verträglich, schreiben die
Wissenschaftler unter der Leitung von Sanjay Srivastava im Fachmagazin
Journal of Personality and Social Psychology. (13-seitige Untersuchung
als pdf-File zum Download unter
http://www.apa.org/journals/psp/press_releases/may_2003/psp8451041.pdf )
Auch die Gewissenhaftigkeit nimmt mit den Jahren zu. Die größte
Steigerung erfolgt dabei in den Zwanzigern. In Puncto Neurotizismus
unterscheiden sich die Geschlechter. Mit steigendem Alter sind laut
Untersuchung Frauen weniger emotional labil. Bei Männern ändert sich
dieses Persönlichkeitsmerkmal nicht. Dafür sinkt bei Frauen mit den
Jahren das Maß an Extrovertiertheit, bei Männern offenbar nicht. Laut
Studie sind sowohl Neurotizismus als auch Extrovertiertheit bei jungen
Frauen wesentlich stärker ausgeprägt als bei Männern. Die würde als Fazit
bedeuten, dass sich die beiden Geschlechter in bestimmten
Charaktereigenschaften mit zunehmendem Alter immer mehr angleichen. Kaum
eine Änderung beobachten die Wissenschaftler bei der "Offenheit". Diese
nahm bei Frauen und Männern generell nur leicht ab.
Die Ergebnisse stehen mit der weitverbreiteten Ansicht, dass sich die
Persönlichkeit ab dem frühen Erwachsenenalter kaum bis gar nicht mehr
entwickelt, im Widerspruch. Es gibt laut Forschern einige Beweise gegen
die genetische Programmierung der Persönlichkeitsmerkmale. "In der Studie
änderten sich Persönlichkeitsmerkmale graduell aber während der Jahre
systematisch, zum Teil verstärkt ab 30", schreibt Srivastava.