London - Eineinhalb
Kilometer vor der Küste von Lynmouth/Devon entsteht das erste
Offshore-Gezeiten-Kraftwerk der Welt, berichtet BBC-Online
http://news.bbc.co.uk heute, Montag. Insgesamt wird der elf Meter lange
Rotor 300 Kilowatt elektrischen Strom herstellen und vor allem als
Pilotprojekt zur Erforschung weiterer solcher Anlagen dienen. Nächstes
Jahr soll, wenn das Projekt erfolgreich läuft, ein weiterer Propeller
dazu kommen.
Insgesamt hat die Errichtung der Turbine 4,2 Mio. Euro gekostet.
Projektträger sind die beiden britischen Unternehmen Marine Current
Turbines http://www.marineturbines.com und Seacore
http://www.seacore.co.uk . Ende August soll die Turbine ans Netz gehen.
Martin Wright von Marine Current Turbines schätzt, dass die Kapazität
solcher Anlagen in Großbritannien bei etwa zehn Gigawatt liegt. "Das
entspricht ungefähr der Hälfte der Kapazität aller Atomkraftwerke
Großbritanniens", so Wright. Die Unterwasserturbine sieht ziemlich
ähnlich aus, wie die Windräder moderner Windanlagen. "Von der Konzeption
her, sind die beiden identisch", erklärt Wright. Während die Windräder
durch die Windkraft betätigt werden, nutzen die Turbine unter Wasser die
Strömung der Gezeiten aus. Wright glaubt, dass diese Gezeitenkraftwerke
den Windparks sogar den Rang ablaufen könnten. "Die Gezeiten kommen
regelmäßig, Tag für Tag. Das kann man vom Wind nicht behaupten." Außerdem
sehen die Gezeitenkraftwerksbauer auch die optischen Vorteile: ihre
Anlagen, die am Meeresgrund verankert sind, ragen nur einige Meter aus
dem Wasser empor und zerstören daher nicht das Landschaftsbild. Eine
Gefahr für die Meeresfauna gebe es auch nicht, da sich die Propeller nur
etwa 20 Mal pro Minute drehen.
Kraftwerke, die nach ähnlichen Prinzipien arbeiten, werden schon seit
einiger Zeit untersucht und genauer unter die Lupe genommen. Insbesondere
die Tatsache, dass die Gezeiten nach einem fixen Ablauf täglich kommen,
ist für den Erfolg eines solchen Kraftwerkes von großer Bedeutung. Das
Gezeitenkraftwerk vor der Küste von Devon ist revolutionär und das erste
fest verankerte Kraftwerk dieser Art. Nach seinem Vorbild soll ähnlich
wie bei Windparks, ein gesamter Gezeitenpark entstehen. Finanzielle
Unterstützung haben die Betreiber vom britischen Department of Trade and
Industry und von der Europäischen Kommission erhalten.