Bochum - Den Schaltstellen und den chemischen
Abläufen der Organisation des menschlichen Gehirns ist ein
deutsch-amerikanisches Forschungsteam näher auf die Spur gekommen. Es hat
wesentliche Schritte der Lern- und Gedächtnisleistungen wissenschaftlich
erklärt. Demnach basieren diese Leistungen auf dem Informationsfluss
zwischen den Nervenzellen über Synapsen, den Schaltstellen im Gehirn. Die
effiziente Organisation dieser Abläufe wird nach Angaben der Experten von
Proteinmolekülen gesteuert, berichtet das Wissenschaftsmagazins Nature
http://www.nature.com in der jüngsten Ausgabe.
Als Organisator haben Gunnar Kattenstroth und Kurt Gottmann vom Lehrstuhl
für Zellphysiologie an der Fakultät für Biologie der Ruhr-Universität
Bochum http://www.ruhr-uni-bochum.de gemeinsam mit Göttinger und
amerikanischen Forschern Proteinmoleküle, so genannte Neurexine,
ausgemacht. Sie befinden sich an den Synapsen und beeinflussen die
Aktivität von Kalziumkanälen in der Zellmembran, die wiederum für die
Signalweiterleitung entscheidend sind. Bisher hatten die Wissenschaftler
vermutet, dass Neurexine nur strukturelle Aufgaben übernehmen. Wenn
Neurexine defekt sind, bleiben die Signale auf der Strecke.
In Versuchen haben die Forscher Mäuse mit defekten Neurexine untersucht.
Bei den Versuchstieren war die Struktur von Synapsen relativ normal, die
Übertragung von Nervenimpulsen jedoch massiv gestört. "Einen so
deutlichen Einfluss von neuronalen Zelloberflächenmolekülen auf die
Funktion der Synapse konnten wir hier erstmalig beobachten", berichtet
Kattenstroth. "Diese Arbeit aus dem Bereich der biomedizinischen
Grundlagenforschung hilft, die Zusammenhänge von Struktur und Funktion
neuronaler Verknüpfungen zu verstehen", so der Experte.