Göttingen - Nach einer neuen Studie der
Universitätsklinik von Göttingen konnte bei Alkoholikern selbst nach
neunmonatiger Abstinenz immer noch Funktionsstörungen der hormonellen
Regulationsmechanismen nachgewiesen werden. Besonders betroffen davon war
der Wasser- und Elektrolythaushalt des Körpers, der langfristig
kaputtgemacht werde, berichten die Forscher in der Fachzeitschrift
Medical Tribune http://www.medical-tribune.de
Die Wissenschaftler der Göttinger Universitätsklinik für Psychiatrie und
Neurologie und des Max-Planck-Instituts für Experimentelle Medizin hatten
21 Alkoholiker zwischen 30 und 61 Jahren vom ersten Tag ihres Entzugs bis
280 Tage danach beobachtet. Während dieser Zeit bestimmten sie die
Blutspiegel von zwei wichtigen Hormonen, Vasopressin und ANP (atriales
natriuretisches Peptid), die im Körper für die Regulierung des
Wasserhaushalts verantwortlich sind. Das Hormon Vasopressin, das die
Wasserausscheidung an der Niere regelt, wird im Zwischenhirn gebildet, in
der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) gespeichert und bei Bedarf in den
Blutkreislauf freigesetzt. Die physiologische Funktion von ANP liegt vor
allem in der Regulation des Volumen- und Wasserhaushalts. Im Vergleich
mit gesunden Kontrollpersonen wiesen die Alkoholiker niedrigere
Vasopressinwerte, aber erhöhte ANP-Spiegel auf. Die Wissenschaftler gehen
davon aus, dass sich einige Aspekte des starken Alkoholverlangens wie das
Trinkverhalten und der exzessive Durst mit der veränderten Regulation der
Salz- und Wasser-Homöostase erklären lassen.
Zusätzlich haben die Forscher auch die Werte der Hormone Aldosteron und
Angiotensin II sowie Nieren- und Leberwerte untersucht. Diese Werte
hatten sich nach dem Absetzen des Alkohols innerhalb weniger Wochen
ebenso wie die Natrium- und Kaliumwerte weitgehend normalisiert. Die
Wissenschaftler sehen in der Entdeckung einen möglichen Ansatz für die
Entwicklung neuer Medikamente. Wenn das Hormon Vasopressin substituiert
werden kann, oder insgesamt die Regulation des Hormons normalisiert
werden kann, könnte dies eventuell zu einer Reduktion von Rückfällen
führen, die durch das Suchtverlangen ausgelöst werden. Die
Forschungsergebnisse werden auch im Fachmagazin "Alcoholism: Clinical and
Experimental Research" veröffentlicht.