Bad Urach/Tübingen - Die
Erzeugung von Strom aus Erdwärme soll bald Realität werden. Ein
Pilotprojekt in Bad Urach und ein Projekt in der australischen Wüste
liefern sich ein Kopf-an-Kopf Rennen. Derzeit ist das deutsche
Hot-Dry-Rock-Kraftwerksprojekt (HDR) eine Nasenlänge den Australiern
voraus, berichtet die Geothermie-Vereinigung http://www.geothermie.de .
Das deutsche Projekt, das vom Bundesumweltministerium mit 6,5 Mio. Euro
unterstützt wird, soll 2004 bereits Strom liefern.
Nachdem in der vorangegangenen Forschungsphase der erste Teil des
unterirdischen Wärmetauschers erfolgreich erstellt werden konnte, soll
nun eine zweite Bohrung in rund 4.500 Metern Tiefe erfolgen. Über diese
soll das Kluftnetz erweitert und Anschluss an das vorhandene System
geschaffen werden. Damit kann dann Wasser durch eine Bohrung in den
Untergrund gepresst werden, sich dort erhitzen und über die zweite wieder
an die Oberfläche gelangen, um die Turbine zu anzutreiben.
Entscheidend wichtig für die wirtschaftliche Beurteilung eines
HDR-Systems ist die genaue Kenntnis über die Möglichkeiten des
Wärmeentzugs aus dem im Untergrund geschaffenen Wärmetauscher. "Dort
beeinflussen komplexe Abläufe und Zusammenhänge zwischen thermischen,
hydraulischen und geomechanischen Prozessen die tatsächlich nutzbaren
Energieausbeute", so Projektleiter Helmut Tenzer. Gemeinsam mit dem
Zentrum für Angewandte Geowissenschaften der Universität Tübingen wird
die Uracher Projektgruppe ein 3D-Wärmeextrakionsmodell entwickeln, das
eine präzise Berechnung dieser Vorgänge an jedem Standort ermöglicht.
"Die Wissenschaftler um Olaf Kolditz bringen mit ihrem entwickelten
Programm Rockflow/GeoSys eine wichtige Komponente ein", erklärt der
Projektleiter. Dadurch soll ein auch für Folgeprojekte richtungsweisendes
Instrumentarium zur Beurteilung der Verhältnisse in der Tiefe erstellt
werden.
Im Vorfeld der Planungen hatten die deutschen Projektleiter damit
gerechnet, dass sie hilfreiche Informationen aus Australien bekommen
könnten. In der Wüste des Cooper Basins wird derzeit an einem ähnlichen
Kraftwerk http://www.geodynamics.com.au mit einer vorgesehenen
installierten Leistung von 280 MW gebaut. Die Wissenschaftler sind sich
einig darüber, dass HDR-Systeme zukünftig eine bedeutende Rolle bei einer
von fossilen Rohstoffen unabhängigen Stromversorgung spielen werden.