Jülich - Ein deutsch-britisches Forscherteam
hat entdeckt, in welcher Hirnregion gewisse Aufgaben gemanaget werden.
Demnach gibt es eine Struktur im Stirnhirn, die den jeweiligen
Hirnregionen die Arbeit so zu sagen "zuteilt". Die Forschungsergebnisse,
so hoffen die Wissenschaftler, werden Patienten helfen, bei denen
beispielsweise durch einen Schlaganfall eine Hirnhälfte geschädigt ist.
Das berichtet das Forschungszentrum Jülich in der Helmholtz-Gemeinschaft
http://www.fz-juelich.de . Die Forschungsergebnisse sind auch in der
jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazin Science veröffentlicht worden.
Der Hirnforscher Gereon Fink vom Forschungszentrum Jülich und der
Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Aachen konnte gemeinsam
mit Forschern der Universitäten Düsseldorf, London und Oxford die
Aufgabenzuteilung des menschlichen Gehirns erforschen. "Was in unserem
Gehirn geschieht, wenn wir einen Reiz verarbeiten, hängt vor allem davon
ab, was wir mit dieser Information anfangen sollen", erklärt Fink. So
könne der Anblick desselben Wortes einmal die rechte und einmal die linke
Hirnhälfte aktivieren. Es komme darauf an, ob es eine sprachliche Aufgabe
zu bewältigen gilt oder ein Problem der räumlichen Wahrnehmung, so Fink.
Bekannt war den Forschern, dass das menschliche Gehirn äußerlich aus zwei
fast spiegelgleichen Hälften besteht und asymmetrisch organisiert ist.
Das Sprachvermögen sitzt in der linken Gehirnhälfte, räumliche
Fähigkeiten in der rechten. Finks Arbeitsgruppe fand jetzt heraus, wie
beide Hirnhälften den Umgang miteinander regeln.
Mithilfe der funktionellen Magnetresonanz-Tomographie, die misst, wie gut
das Hirngewebe mit Sauerstoff versorgt wird und damit diejenigen Bereiche
des Hirns sichtbar macht, die gerade intensiv arbeiten, konnten die
Forscher an Versuchspersonen messen wie das Hirn auf bestimmte Worte
reagierte. Die Wissenschaftler baten die Versuchspersonen, kurze
Hauptwörter zu betrachten, in denen ein Buchstabe rot gefärbt war. Dabei
erhielten die Teilnehmer unterschiedliche Aufträge: Einer lautete, jene
Worte anzugeben, die den Buchstaben A enthielten. Ein zweiter war auf die
Frage abgestellt, ob sich der rote Buchstabe rechts oder links der
Wortmitte befand. "Die eine Aufgabe war also sprachlicher Natur, die
zweite räumlicher Natur", so der Forscher. Die Wissenschaftler
beobachteten dabei, welche Bereiche des Gehirns bei den Aufgaben jeweils
besonders aktiv waren.
Wurde nach dem Buchstaben gefragt, waren ausschließlich Areale in der
linken Hirnhälfte mit der Lösung dieser Aufgabe beschäftigt. Galt es
dagegen, die Position des roten Buchstabens richtig einzuordnen, löste
das selbe Wort nur in der rechten Hirnhälfte, speziell im Scheitellappen,
Aktivitäten aus. Dabei stießen die Forscher auch auf eine
Kontrollzentrale des Gehirns, die die Aufgaben der jeweiligen Hirnhälfte
zuordnet. Auch diese Region wurde mittels Magnetresonanz-Tomographie
entdeckt. "Ein Bereich des Stirnhirns, vorderer cingulärer Cortex,
entscheidet darüber, ob die linke oder die rechte Hirnhälfte aktiv wird",
so Klaas Stephan vom Institut für Medizin des Forschungszentrums Jülich.
"Wir sehen auf diese Weise, wie sich die verschiedenen beteiligten
Hirnregionen miteinander unterhalten, und wie sich das Gespräch
verändert, wenn die Aufgabe wechselt", führt Fink aus. Solche
Erkenntnisse helfen auch zu verstehen, was im Gehirn von Menschen
vorgehe, bei denen, etwa als Folge eines Schlaganfalls, die
Kontrollmechanismen gestört sind.