Göttingen - Wissenschaftler der Universität
von Göttingen haben in einem Forschungsprojekt in Costa Rica eine
entscheidende Entdeckung gemacht: Beträchtliche CO2-Mengen können aus den
tieferen Bodenschichten eines Tropenwaldes freigesetzt werden und so den
Treibhauseffekt fördern. Das Abholzen der Bäume steigert die
CO2-Emissionen dramatisch, berichten die Forscher
http://www.uni-goettingen.de .
Zusammen mit Ökologen aus Costa Rica und den USA haben die
Wissenschaftler des Göttinger Instituts für Bodenkunde und Waldernährung
http://wwwuser.gwdg.de/~ibw sechs Jahre lang die Kohlenstoffkonzentration
in den Böden sowie die Freisetzung und Speicherung von CO2 untersucht.
Nach den jüngsten Ergebnissen geben nämlich auch ungestörte tropische
Wälder vermehrt Kohlendioxid in die Erdatmosphäre ab, wenn es zu einem
Temperaturanstieg im Zuge der globalen Klimaentwicklung kommt, berichtet
Forschungsleiter Edzo Veldkamp in den internationalen Fachzeitschriften
"Global Change Biology" und "Biogeochemistry".
Die Zunahme der Kohlendioxid-Konzentration in der Erdatmosphäre ist nicht
nur die Folge der Verbrennung fossiler Brennstoffe, sondern auch der
Abholzung tropischer Regenwälder. Bisher haben die Wissenschaftler
angenommen, dass diese zusätzliche CO2-Emission aus den oberen
Bodenschichten der abgeholzten Flächen stammt. Die Forscher konnten nun
zeigen, dass in den tiefern verwitterten Bodenschichten sehr viel mehr
Kohlenstoff enthalten ist als bisher angenommen. "In vielen Teilen der
Tropen sind die Böden viel älter und mit bis zu 50 Metern sehr viel
tiefer als Waldböden in Mitteleuropa, da sie nicht von den Eiszeiten
berührt wurden", erklärt der Forscher. Die bisherige Annahme, der in
tiefen Bodenschichten gespeicherte Kohlenstoff sei eingeschlossen und
könne nicht von Mikroorganismen zu Kohlendioxid abgebaut werden, wurde
von den Forschern widerlegt.
Die Forschungsergebnisse aus Costa Rica zeigen, dass noch in vier Metern
Tiefe Mikroorganismen vorhanden sind, die den Kohlenstoff abbauen. "Wenn
diese Gebiete abgeholzt werden, kann es so zu einer unerwartet hohen
Freisetzung von Kohlendioxid kommen", erklärt der Wissenschaftler. Doch
könne auch der Schutz der Bestände möglicherweise nicht verhindern, dass
in Zukunft vermehrt CO2 aus den Tropenwäldern in die Atmosphäre abgegeben
wird. Die Forscher haben in ungestörten tropischen Wäldern Indizien
gefunden, dass schon ein geringer Temperaturanstieg zu einer vermehrten
CO2-Produktion in den tieferen Bodenschichten führt. "Tropische
Regenwälder sollten nicht in andere Landnutzung umgewandelt werden. Aber
selbst dies kann möglicherweise nicht verhindern, dass sie in Zukunft
erhöhte Mengen an Kohlendioxid abgeben", erklärt Veldkamp. Auf die Frage,
ob ein Tropenwald dem Treibhauseffekt entgegenwirken könnte, haben die
Experten ein ernüchterndes Ergebnis bekommen. "Die Speicherung verläuft
so langsam, dass sie nur über mehrere Jahrtausende wirksam wird", erklärt
der Wissenschaftler.