Seewiesen - Forscher der
Max-Planck-Forschungsstelle für Ornithologie http://erl.ornithol.mpg.de/
in Seewiesen haben in den Tropen Mittel- und Südamerikas Fledermäuse
entdeckt, die UV-Licht sehen können. Höher entwickelte Säugetiere haben
im Verlauf der Evolution die Fähigkeit zum Sehen ultravioletter Strahlung
verloren, ganz im Gegensatz zu Vögeln und niederen Wirbeltieren. Die von
York Winter und Kollegen entdeckten Tieren fangen das UV-Licht über das
Rhodopsin (das "Sehpurpur") ihrer Stäbchenpigmente ein. Ein solcher
Mechanismus war bei Säugetieren bisher unbekannt.
http://www.mpg.de/bilderBerichteDokumente/dokumentation/pressemitteilungen/2003/pressemitteilung20031008/
Die meisten Säugetiere sind Dichromaten, erreichen also mit ihren Augen
nur eine geringere Farbauflösung. Bei den nachtaktiven Fledermäusen ist
die Reduktion des Sehapparates sogar noch ein Stück weiter gegangen: Sie
haben die funktionellen Zapfen ganz verloren und verfügen nur noch über
die Stäbchen als Rezeptoren. Die Fähigkeit zum UV-Sehen ist hingegen bei
den meisten Wirbeltierarten an ein spezialisiertes Zapfensegment
gebunden.
Die von den deutschen Forschern untersuchten Tiere nutzen bei der
Blütensuche ihren Stäbchenrezeptor auch zur UV-Wahrnehmung und fangen die
UV-Photonen mit dem so genannten beta-Band, einem Nebenbereich der
Lichtabsorption ihres Photorezeptors, ein. Bei diesen Säugetieren ist
also nur ein einziger Rezeptor für den Strahlungsempfang über den
gesamten Wellenlängenbereich von etwa 310 bis 600 Nanometer zuständig.
Dabei erreichen die Fledermäuse im beta-Bandbereich noch eine
Lichtausbeute von fast 50 Prozent des Hauptmaximums (alpha-Band) ihres
Photorezeptors. Dies ist fünfmal so hoch wie man nach in-vitro-Messungen
vom beta-Band des Rhodopsin erwarten würde. Ob im Fledermausauge noch ein
für Säugetiere bislang unbekannter Mechanismus des Strahlungsempfangs
wirkt, bleibt vorerst noch offen.