Hannover - Web-Pads sollen den Einstieg ins
World Wide Web erleichtern und nach dem Willen der Hersteller neue
Kundenkreise erschließen. Auf der CeBIT http://www4.cebit.de/ präsentieren
zahlreiche Hardware-Produzenten die kleinen Computer, die aus nur wenigen
Tasten und einen kleinen Flachbildschirm bestehen. "Im kommenden Jahr wird
nur noch die Hälfte aller Internet-Zugriffe über herkömmliche PCs erfolgen",
prognostiziert Christoph von Gamm, Sprecher der Forschungsabteilung von IBM
Deutschland. Andere Firmen sehen den Trend etwas weniger drastisch und
erwarten für Europa 100.000 verkaufte Web-Pads in diesem Jahr und eine halbe
Million 2001. Der Durchbruch mit 1,2 Millionen verkauften Exemplaren soll
2002 kommen.
Die Web-Pads sind so gebaut, dass auch Computer-Laien sich intuitiv zurecht
finden. Die Maus wird durch die Finger ersetzt, mit denen man Links auf dem
Bildschirm anklicken kann. Statt einer sperrigen Tastatur ist eine
Handschriften-Erkennung eingebaut; zusätzlich kann der Sensor-Bildschirm in
eine Tastatur verwandelt werden. Ein lokales Funknetz ersetzt das
Telefonkabel. Im Umkreis von 150 Metern lässt sich so drahtlos surfen.
Aufladbare Akkus erübrigen das Stromkabel Da datenintensive Software-Pakete
fehlen, fährt das Gerät in wenigen Sekunden hoch.
Letztlich entscheidet der Preis über den Erfolg der Web-Pads: "Der Markt
will ein Gerät für unter 1000 Franken (umgerechnet 8.500 Schilling, Anm. der
Red.)", sagt Christoph Wittlinger, Produkte-Manager bei Siemens Schweiz AG,
"und das streben wir an." Bis heute seien jedoch die Kosten für
Flachbildschirme zu hoch. Das werde sich erst 2001 ändern, wenn in Taiwan
neue Display-Fabriken ihre Produktion aufnehmen.
Um möglichst früh günstige Preise zu erreichen, plant Siemens zwei Varianten
des auf der CeBIT präsentierten Simpads: Zum einen ein preiswertes
Heimgerät, das nach zwei bis drei Stunden an der Basisstation aufgeladen
werden muss. Das für Kleingeräte entwickelte Betriebssystem Windows CE von
Microsoft soll die Hardware-Anforderungen gering halten: 16 bis 32 MB
Speicher reicht für das Betriebssystem und den Browser. Büro-Software läuft
auf diesem Pad nicht. Dafür ist der Internet-Zugang schneller als beim PC.
Hängt die Basisstation an einer ISDN-Leitung, ist man nach fünf bis zehn
Sekunden im Netz. Das Business-Modell soll stärkere Akkus und eine Anbindung
ans Mobilfunknetz enthalten. Schon jetzt erlaubt die Bündelung mehrerer
Sprachkanäle einen flotten, aber teuren Internet-Zugang.
IBM plant, sein Web-Pad über einen ähnlichen Trick zu verbilligen, wie er
bei Handys angewendet wird: "Wir wollen unser Gerät zusammen mit
Internet-Providern verkaufen", sagt IBM-Sprecher von Gamm. Auch Konkurrenten
wie Samsung, Qubit und RS Cordless Technology setzen auf günstige
Einsteigergeräte. Die Web-Pads der schwedischen Firma RS Cordless Technology
sollen Mitte des Jahres in Europa auf den Markt kommen und zwischen 6.900
und 14.500 Schilling kosten. Alle diese Pads arbeiten mit kleinem
Betriebssystem und einem Internet-Browser des US-Herstellers QNX.
Herkömmliche Programme laufen nicht.
Den umgekehrten Weg geht die Schweizer Firma Monec Mobile Network Computing.
Ihr Web-Pad namens Voyager (siehe Bild) ist kein elektronisches Notizbuch,
sondern ein verkleinerter Laptop, der zugleich als Mobiltelefon und
Digitalkamera funktioniert. Wegen des Speicher fressenden Betriebssystems
Windows 98 ist eine Festplatte eingebaut. "Tastatur, Drucker oder Maus
werden wir mit dem Bluetooth-Funknetz ansteuern", sagt Theodor Heutschi, der
Monec 1999 gegründet hat. Der Zugang zum Internet erfolgt anfänglich über
Mobilfunk. In Zukunft sollen Satelliten die Verbindung herstellen - wenn die
Übertragungsraten größer sind.