Halle-Wittenberg - Glas ist ein unentbehrlicher
Stoff in der Kommunikationstechnik, denn nur Glasfaserkabel können die
enormen Datenmengen in den digitalen Netzwerken bewältigen. Physiker aus
Halle http://www.physik.uni-halle.de/ haben nun eine neue Anwendung mit Glas
entdeckt. In behandeltem Fensterglas können sie mit Hilfe von Laserlicht
Informationen speichern.
Für die neue Speichertechnik legen die Wissenschaftler einfaches Fensterglas
für einige Zeit in eine Silbersalz-Lösung. Winzige Silberkügelchen bilden
dann eine dünne, gelbe Schicht auf dem Glas. "Wenn wir das Glas nun mit
einem Laser bestrahlen, dann verformen sich diese Silberkügelchen, werden
länglich und dabei ändert sich die Farbe des Glases. Diese geänderte Farbe,
also die Verformung der Silberkügelchen, ist Träger der Information" erklärt
Heinrich Graener, Physiker an der Universität Halle. Im Prinzip funktioniert
das ähnlich wie bei einem Halbleiterspeicher, wo geladene und ungeladene
Zellen Informationen speichern.
http://www.physik.uni-halle.de/Fachgruppen/optik/graener.html
Die Glasplatte ist unempfindlich gegen Umwelteinflüsse oder kleinere
mechanische Beschädigungen. Solange die Metallkugeln an ihrem Platz bleiben,
sind die Informationen festgeschrieben. Erst bei Temperaturen über 500°
Celsius kehren die Silberkugeln wieder in ihren runden Ausgangszustand
zurück, und die Information wird gelöscht.
Solche Glasspeicher können nicht nur beliebige Daten und Bilder speichern,
sondern auch über große Entfernungen beschrieben und gelesen werden, da sich
die Lichtimpulse problemlos über weite Strecken leiten lassen. Außer mit
Silber- haben die Forscher auch schon mit Goldteilchen experimentiert.
Prinzipiell müsste es mit fast allen Metallen gehen, vorausgesetzt, sie
absorbieren die Farben des Laserlichts.
Doch warum sich unter Laserbeschuss die Metallteilchen überhaupt verformen,
ist den Physikern noch ein Rätsel. Die Laserimpulse sind so kurz - nur 150
Billiardstel Sekunden - dass in dieser Zeit keine Verformung der Teilchen
stattfinden kann. Die Verformung müsse also anschließend stattfinden,
erläutert Heinrich Graener. In den nächsten Monaten wollen die Hallenser
Wissenschaftler nun herausfinden, wie ihr neues System der Datenspeicherung
eigentlich funktioniert.(dradio)