Brüssel - Der Game Boy soll nach dem Willen
der EU-Kommission http://europa.eu.int/comm billiger werden. Zu diesem Zweck
wurde ein Verfahren gegen den japanischen Computerspiele-Hersteller Nintendo
Inc. http://www.nintendo.com und sieben seiner Vertriebspartner eingeleitet.
In einer Erklärung von EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti heißt es dazu,
die Kommission habe sich zum Ziel gesetzt dann einzugreifen, wenn Preise
künstlich hochgehalten würden. Sie habe Informationen, dass jedem
Vertriebspartner innerhalb der EU ein nationaler Bereich zugeordnet worden
sei, in dem Nintendo-Produkte vermarktet würden. Gleichzeitig gelte die
Verpflichtung, so genannte Parallel-Importe, also den Vertrieb von Spielen
über andere Kanäle, zu verhindern. Dies werde mit Exportverboten und der
genauen Kontrolle des Groß- und Einzelhandels erreicht. Es habe auch
Sanktionen gegeben.
Nintendo und seine Vertriebsfirmen Linea, Itochu, Concentra, Bergsala,
Nortec, CD-Contact Data und John Menzies hätten sich den europäischen Markt
in einer kartellähnlichen Absprache untereinander aufgeteilt, meint die
EU-Kommission. Parallel-Exporte von einem Land zum anderen seien durch
Ausfuhrverbote und Kontrollen der Groß- und Einzelhändler unterbunden
worden. Dabei lagen die Preisdifferenzen für Konsolen und Spiele zwischen
den Ländern teilweise bei hundert Prozent. Die Verbraucher seien
systematisch daran gehindert worden, von diesen Preisunterschieden zu
profitieren.
Nintendo hat zwei Monate Zeit, auf die Vorwürfe zu antworten, und kann auch
eine mündliche Anhörung fordern. Anschließend kann die EU-Kommission eine
Strafe verhängen, wenn sie ihre Vorwürfe bestätigt sieht. Das wären im
Höchstfall zehn Prozent des Umsatzes. Nintendo hat mit seinen Konsolen,
mobilen Game-Boys und Computerspielen, darunter dem beliebten Super-Mario,
1998 einen Umsatz von 3,8 Milliarden Euro erzielt - den Löwenanteil davon im
Europäischen Wirtschaftsraum (EWR), zu dem die 15 EU-Staaten, Norwegen und
Liechtenstein gehören. Die Ermittlungen gegen Nintendo laufen bereits seit
1995. (wiwo/ap)