Washington - Die US-Regierung hat am Freitag abend
erwartungsgemäß die Zerschlagung des Software-Riesen in zwei Teile
beantragt. Außerdem sollen die Geschäftspraktiken von Microsoft
http://www.microsoft.com mehrere Jahre lang starken Beschränkungen
unterliegen. Einen entsprechenden Antrag reichten die Regierung und 19
US-Staaten bei Kartellrichter Thomas Penfield Jackson in Washington ein. Er
hatte Microsoft bereits des Verstoßes gegen die US-Kartellgesetze schuldig
befunden. Microsoft-Gründer Bill Gates sagte zu dem Antrag, der Konzern wäre
unter solchen Voraussetzungen nie in der Lage gewesen, Windows zu
entwickeln.
Zwei der Staaten, Illinois und Ohio, schlossen sich der Forderung aber nicht
an. Die Vorschläge wurden Richter Jackson nach Börsenschluss vorgelegt.
Jackson hat über die Höhe des Strafmaßes zu entscheiden. Der Richter hatte
Microsoft am 3. April schuldig gesprochen, seine Monopolstellung bei dem
Betriebssystem für PC zum Schaden der Konkurrenz und der Verbraucher
missbraucht zu haben. Die Kläger fordern nun, Microsoft in zwei Firmen
aufzuteilen: eine soll für Betriebssysteme zuständig sein, die andere für
Anwendungsprogramme inklusive des Internet-Explorers. Beiden Firmen soll es
zehn Jahre lang verboten sein, sich wieder zusammenzuschließen. Zudem
dürften Firmengründer Bill Gates und andere führende Manager von Microsoft
nur Aktien von einem der beiden Unternehmen halten. US-Justizministerin
Janet Reno sprach von einem "richtigen Mittel zur richtigen Zeit".
Gates erklärte vor Journalisten, der Vorschlag schade nicht nur Microsoft,
sondern auch den Verbrauchern und der gesamten Branche (vollständige
Erklärung: http://www.microsoft.com/presspass/trial/ ). Dagegen sagte der
Leiter der Kartellabteilung im Justizministerium, Joel Klein, durch den
verbesserten Wettbewerb würde die gesamte Softwareindustrie gefördert, was
auch dem Verbraucher zugute käme. Microsoft-Sprecher Jim Cullinan
kritisierte die Forderung. Dies sei als ob McDonald's nur noch Hamburger
verkaufen dürfte, aber keine Pommes Frites mehr, und zudem noch das
Geheimrezept für ihre Soße veröffentlichen müsste. Auch der Führer der
Republikaner im Repräsentantenhaus, Dick Armey, kritisierte die Regierung.
Mit der Bestrafung von Erfolg verhindere sie Innovationen, sagte Armey.
Einem Bericht der Finanzzeitung Wall Street Journal http://www.wsj.com
zufolge hat eine Gruppe von prominenten Antitrust-Experten gleichzeitig
einen weiter gehenden Antrag bei Richter Jackson eingereicht. Danach soll
das Betriebssystem an drei miteinander konkurrierende Unternehmen übergeben
werden. Gates kündigte an, gegen das Urteil Berufung einzulegen. Damit ist
mit einem rechtskräftigen Ausgang des Verfahrens erst in einigen Jahren zu
rechnen. Microsoft hat bis zum 10. Mai Zeit, auf den Sanktionsvorschlag zu
antworten. Das Unternehmen hatte allerdings bereits angekündigt, eine
Verlängerung der Frist zu beantragen. (heise/golem)