Finanzmärkte im kurzfristigen Erholungsmodus
Hat Warren Buffet recht ?
Die Börsentendenz (auch für den ATX) wird ausschließlich in den USA entschieden!
Warren Buffet, der reichste Mann der Welt (und Obama-Wahlkampfunterstützer) hat vor zwei Wochen laut zum Einstieg gerufen. Soll man die Ratschläge dieses Investmentgenies befolgen?
Für den vermögenden Aktionär, für den Aktien lediglich eine Beimischung zu all seinen anderen Vermögenswerten bedeuten, ist der Rat dieses Börsengurus sicherlich eine Überlegung wert, besonders unter längerfristigen Gesichtspunkten. Wer jedoch einen Großteil seines eher nicht so bedeutenden Vermögens zu veranlagen hat, der sollte eher vorsichtig sein mit öffentlichen Ratschlägen. Schließlich hat ein Hr. Buffet sein Privatvermögen (ca. 60 Mrd. US-Dollar) anscheinend bisher in US-Staatsanleihen veranlagt und davon schichtet er erst jetzt nach dem Einbruch einen eher kleinen Teil in Aktien um. Er wird sich also weitere Enbrüche leisten können, ohne Abstriche beim Lebensstandard machen zu müssen.
Allgemeine Marktlage
Man muss aber für die kommenden Wochen trotzdem nicht mehr allzu pessimistisch sein. Die Börsen haben sicherlich einen Großteil der reezessions-bedingten Gewinneinbrüche in den Kursen für erste verarbeitet. Da und dort wird es aber sicherlich noch Anpassungsbedarf geben (primär durch Gewinnwarnungen). Im November beginnt aber auch die traditionell gute Börsenzeit bis in den Frühling hinein. Mal sehen, ob dieser oft beobachtet Rhythmus auch heuer funktioniert. Auch die Regierungschefs werden bei ihren permanenten Sitzungen versuchen, gute Stimmung zu verbreiten. Der Weltwirtschaftsgipfel tagt ja bereits am 15. November 2008 in Brasilien.
ÖSTERREICH
Die Austrobanken stellen sich nunmehr schön brav eine nach der anderen bei der Regierung um Geldmittel aus dem Bankenhilfetopf an. Brauchen tut natürlich eh keiner das Geld, - das wissen wird doch alle, oder? - man nimmt es halt einfach nur so zur Sicherheit. Die Österreicher dürften anscheinend bekannt dafür sein, dass sie wirklich jeden Unsinn glauben. Jedenfalls steht im aktuellen FORMAT schon etwas deutlicher drinnen, warum die Banken das Geld des Staates doch dringender benötigen als öffentlich zugegeben wird: Bis 2012 haben Österreichs Banken bei ihren eigenen Schulden einen Refinanzierungsbedarf von gewaltigen 100 Mrd. Euro. Und wenn man weiß, dass der Bankenanleihe-Markt zumindest aktuell völlig ausgetrocknet ist, kann man zumindest abschätzen, wie hoch die Stresslevels unserer Banken derzeit wirklich sein dürften. Von echten und teils heftigen akuten Schieflagen diverser österr. Banken einmal gänzlich abgesehen.
Jedenfalls zahlt und garantiert unser Staat bis 100 Mrd. €, was zwar die Banken rettet, aber der Wirtschaft m.E. kaum hilft. Die Börse Wien hat aber auch das schon weitgehend in den Kursen verarbeitet. Von 5000 auf 1700 runter, aktuell wieder auf 2100 rauf (Man gewöhnt sich langsam an die Kurskapriolen). Sollte der ATX über 2250 gehen, dann werden zwischenzeitliche Erholungen bis 2600 und im Extremfall sogar bis 2800 möglich und zwar innerhalb weniger Wochen. Der ATX ist mehrheitlich im Besitz ausländischer Anleger und deshalb von hoher Volatilität geprägt. Österreichs Banken bzw. deren Marketmaker dürften aufgrund eigener Probleme nicht mehr so marktregulierend eingreifen können wie in früheren, besseren Zeiten. Das sollte man bei Investments an der Minibörse Wien beachten.
WELTBÖRSEN
Österreichs Banken, Wirtschaft und Börse sind aber für den Weltbörsentrend von vernachlässigbarer 'Bedeutung. Von entscheidender Bedeutung ist, ob die US-Börse ihre aktuelle Konsolidierung zu einer Bodenbildung ausweiten kann und einen eindeutigen Ausbruch nach oben wagt. Ein Ausbruch nach oben wäre bei Überschreiten der Dow Jones Marke 9850 Punkte perfekt. Darüber wird Ziel 11.500 aktiviert. Aktuell befindet sich der Markt völlig im neutralen Bereich. Für die nächsten Wochen weniger wahrscheinlich ist ein sofortiges weiteres Abtauchen in den Bereich 7300 mit nachfolgender starker Korrektur. Unwahrscheinich, aber nicht ganz auszuschließen ist ein nachhaltiges Durchbrechen der Tiefst der letzten 10 Jahre bei 7300, was einen weiteren starken Abverkaufen bis ca. 5000 auslösen würde. Kleine Nischenbörsen wie Österreich oder Emerging Markets würden davon noch stärker betroffen sein, als die US-Börse selber. Durchaus auch im Hinterkopf behalten sollte man ein längeres entscheidungsloses Herumlavieren in der aktuellen Bandbreite 7800-9800.
MEIDEN - Finanzwerte
Meiden sollte man weiterhin Finanzwerte, da hier durch die Aufweichung der Bilanzierungsregeln eine ordentliche Bewertung der Finanzwerte noch schwieriger, wenn nicht gar verunmöglicht wird. Mehr als zwischenzeitliche Short-Eindeckungs-Rallys werden wir hier wohl kaum sehen.
Am sinnvollsten scheint weiterhin der schrittweise Zukauf hochqualitativer weltweit veranlagender Aktienfonds mithilfe von periodisch veranlagenden Sparplänen zu sein. So kann man das Risiko eines absolut falschen Einstiegszeitpunktes doch sehr vermindern. Außerdem kann man sich bei diesem System sogar über weiter sinkende Kurse freuen, da man dann die Aktienwerte noch billiger bekommt.
WIEDER INTERESSANT - Rohstoffe
Rohstoffe (insbesondere ÖL) werden trotz Wirtschaftsabkühlung durchaus wieder interessant. Öl im Bereich 50 $ (Höchst heuer 150 $) wäre eine Überlegung wert, welche mit diversen Fonds oder Zertifikaten problemlos abgedeckt werden kann. Jim Rogers - selbsternannter Rohstoffguru der Börsenwelt - ist weiterhin von den Aussichten dieses Anlagesegmentes überzeugt.
Auch Gold wird im Fokus der Anleger bleiben, wiewohl für kräftigere Kursaufstockungen ein Abtauchen der Notierungen in den Bereich 650 $ von Interesse wäre. Die Lieferfristen für Münzen oder Barren steigen jedoch trotz fallender Goldkurse laufend an, was jedoch nicht auf mangelnde Verfügbarkeit von Gold zurückzuführen ist, sondern einfach der Tatsache geschuldet ist, dass die Münzprägeanstalten mit dem Prägen nicht mehr zusammen, weil viele Anleger physisch investieren wollen.
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Quelle: Joe's Wirtschafts- und Börsenecke, erschienen am 9.11.2008
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