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Armutsloehne bei HM

Weltweit gehen Beschaeftigte und AktivistInnen auf die Strasse


Bei HH in Berlin
Foto: Suedwind
Während die Modemarken auf den Shopping-Höhepunkt des Jahres zusteuern, warten ArbeiterInnen in H&Ms Lieferkette noch immer auf ihren existenzsichernden Lohn. Pünktlich zum Kauf-nix-Tag  bringt vom 23. bis 30. November die Clean Clothes Kampagne die Realität der Lohnbedingungen und H&Ms gebrochenes Versprechen zu den VerbraucherInnen auf die Straße. Los geht es in Bangalore, London und Mailand. In Österreich finden Aktionen auf den Straßen von Graz, Wien und Salzburg statt.  Dies ist das neueste Kapitel der weltweiten Kampagne „Turn Around, H&M!“  - „Krieg die Kurve, H&M!“. Die Aktionen zielen darauf ab, sicherzustellen, dass H&M sich nicht von seinem zeitgebundenen Versprechen einfach davonstehlen kann. „Wir wollen H&M diese Scheinheiligkeit nicht durchgehen lassen. CCK betrachtet die Kampagne daher als Beitrag zur möglichst wahrheitsgemäßen Information von KonsumentInnen, nachdem das Versprechen vor fünf Jahren große mediale Aufmerksamkeit erhalten hatte und wenig davon übrig geblieben ist”, sagt Gertrude Klaffenböck, Koordinatorin der Clean Clothes Kampagne. Das Versprechen brachte H&M überall auf der Welt positive Medienbeiträge ein, vieles davon findet man heute noch online. Das hat H&M aber nicht vom Versuch abgehalten, die Verpflichtung gänzlich verschwinden zu lassen. (untenstehende Anmerkung 1 - Kontext)

Mit weltweit mehr als 123.000 Beschäftigten und mehr als 4700 Läden ist H&M einer der großen Global Player, der auch in Österreich mit 86 Filialen vertreten ist. Im November 2013 hat H&M versprochen bis 2018 Existenzlöhne bei seinen Vorzugslieferanten zu zahlen. Die im September 2018 erschienene Studie „H&M: Vom Versprechen existenzsichernder Löhne und der Realität der Armutslöhne“  von CCK hat gezeigt, dass etwa im EU-Mitgliedsland Bulgarien das reale durchschnittliche Nettoeinkommen bei einem H&M-Zulieferer bei umgerechnet 98 Euro im Monat liegt. Das ist nicht einmal die Hälfte des gesetzlichen Mindestlohns von 204 Euro. In Kambodscha erhalten ArbeiterInnen in H&Ms Zulieferfabriken durchschnittlich nur 46% eines existenzsichernden Lohnes, in Indien durchschnittlich 35%. „Die Löhne sind so niedrig, dass wir ohne Überstunden nicht einmal unsere Grundbedürfnisse decken könnten”, wird eine indische Arbeiterin zitiert.

In dem heute von CCC International veröffentlichten Bericht „Is H&M making progress towards living wages? / Macht H&M Fortschritte bei Existenzlöhnen?“ werden die Lohnzahlen von H&M´s Nachhaltigkeitsbericht analysiert. Die Autoren zeigen, dass beispielsweise Löhne in den Jahren 2015-2017 erheblich langsamer stiegen als in den Jahren davor. Im Fall von H&M´s Zulieferbetrieben in Indien (Bangalore) sanken sie sogar um 4%. Wenn Löhne sich mit der gleichen Geschwindigkeit wie 2015-2017 weiterentwickeln, werden diese bei H&M Zulieferern in Bangladesh und Indien (Bangalore) niemals ein existenzsicherndes Niveau erreichen und in Kambodscha würde es nochmal 20 Jahre dafür brauchen. “H&M ist weit entfernt von einer Zahlung von Existenzlöhnen – im Gegenteil, viele ArbeiterInnen berichteten von Hungerlöhnen und Arbeitsrechtsverletzungen. Wir haben guten Grund, zu glauben, dass diese Ergebnisse unserer Untersuchungen die überwiegende Realität widerspiegeln: H&M hat sich mit seinem Versprechen gebrüstet und ist gescheitert, es in Form von realen Existenzlöhnen für die ArbeiterInnen zu erfüllen”, meint Gertrude Klaffenböck von der Clean Clothes Kampagne.

Deborah Lucchetti von FAIR, Mitglied der Clean Clothes Campaign in Italien betont: „Das Business Modell von H&M und anderer Fast Fashion-Marken basiert auf der Ausbeutung der Beschäftigten auf verschiedenen Ebenen ihrer Lieferketten. SchneiderInnen in den Modefabriken, LogistikarbeiterInnen und VerkäuferInnen – alle haben das Grundrecht auf einen Lohn zum Leben.“ So berichten Beschäftigte bei H&Ms riesigem Logistik Hub Stradella in Italien in einem Brief an andere Arbeiterinnen und Arbeiter in H&Ms Lieferkette von grundlegenden Arbeitsrechtsverletzungen und Einschüchterungen von ArbeiterInnen, die sich gewerkschaftlich organisieren.  In Deutschland berichten H&M-MitarbeiterInnen und die Gewerkschaft ver.di seit Jahren über Arbeitsdruck, grundlose Entlassungen sowie von Arbeitsverträgen mit geringer Basis-Stundenzahl und zusätzlicher „Arbeit auf Abruf“.
Es ist höchste Zeit, dass Unternehmen wie H&M auf ein nachhaltiges Geschäftsmodell umsteigen, das seinen Namen verdient. Dafür sind existenzsichernde Löhne für ArbeiterInnen und menschenwürdige Arbeitsbedingungen in der Lieferkette eine Grundvoraussetzung! Das Fast Fashion Modell ist längst zu einem „Burn out“ Fashion Modell geworden. Es ist nur deshalb noch funktionsfähig ist, weil die sozialen Kosten von den schwächeren Gruppen in der Gesellschaft geschultert werden und die ökologischen Folgekosten auf die Allgemeinheit abgewälzt werden können. Turn around, H&M!

Über 138.000 VerbraucherInnen haben bereits in einer Petition ihre Solidarität mit den Beschäftigten gezeigt.
 
 

 

Quelle: Suedwind - Cleanclothes, erschienen am 30.11.2018
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