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Regionales-Wirtschaft | Lembach
1er-Frage: Wegziehen oder Pendeln ?

Diskussion: Kürzung der Pendlerpauschale als Mittel zur Eindämmung von Landflucht und Energieverbrauch?


Diesen Aussicht erleben tagtäglich tausende Pendler
Foto: www.pixelio.de/Grey59
LEMBACH - ZENTRALRAUM LINZ. Ich möchte heuer in unserer Gemeinde ein Thema aufgreifen, welches Anfang Juni durch die Medien polterte und welches für helle Aufregung innerhalb der motorisierten Arbeitnehmerschaft bzw. deren politischen Vertretern gesorgt hatte, nämlich das „Pendeln“.

Verkehrsclub eröffnet die Diskussion

Stein des Anstoßes war die Veröffentlichung einer vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) verfassten
Presseaussendung, wonach grob gesagt das Pendeln von Arbeitnehmern in die städtischen Ballungsräume im Vergleich zu den dort wohnhaften nicht pendelnden Arbeitnehmern vorteilhafter, weil finanziell lukrativer, sei. VCÖ-Aussage konkret: Die derzeitige Pendlerpauschale fördere Autofahren und weite Wege, indem weitab Wohnen und zur Arbeit pendeln nicht teurer, ja sogar vielmals billiger sei, als Wohnen und Arbeiten in der teuren Stadt.

Begründet wurde diese im ersten Moment lächerlich klingende These mit den im städtischen Bereich weit höher ausfallenden Wohn- und Mietkosten. Wobei laut VCÖ der für die Pendler sprechende Kostenvorteil vor allen auf den Bezug der Großen Pendlerpauschale zurückzuführen sei.

Was der Verfasser dieser Erkenntnis hier in gut gemeinter Weise herausstreichen wollte, ist dem Grunde nach nicht falsch, trifft aber einen Großteil der täglich Pendelnden wie ein Faustschlag ins Gesicht.

Tabuthema Pendlerpauschale

Die Grundidee des VCÖ, nämlich die staatliche finanzielle Unterstützung (Pendlerpauschale) zu verringern, um durch Schaffung eines für das Pendeln offenkundigen finanziellen Nachteiles den
einen oder anderen Mobilitätsteilnehmer zur Abwanderung hin zur Arbeitsstätte zu bewegen, liegt auf der Hand. Ein Absenken des Pendlerverkehrs brächte unbestritten immense Gewinne für die Umwelt,
das Klima und vor allem eine Entlastung im Bereich des Energieverbrauches.

Für mich stellt sich beim Lesen des VCÖ-Vorschlages vor allem die Frage, hat der Verfasser dieser Ansicht auch alle berücksichtigungswürdigen Gründe entsprechend recherchiert und eingebracht oder dachte er zu kleinkariert und einseitig.



Ich persönlich kenne keinen tagtäglich nach Linz pendelnden Arbeitnehmer, der freiwillig, nur aus Gründen der kostengünstigeren Wohngelegenheit in seinem Wohnort, zum „Kilometerfresser“
wird. 

Niemand pendelt freiwillig

Pendeln ist für mich die Folge daraus, dass die Arbeit nicht zu den Leuten gebracht werden kann bzw. konnte. Dass vor allem im ländlichen Raum, für Qualifizierte kaum entsprechend geeignete bzw. in
der Gesamtbetrachtung gesehen allgemein viel zu wenige Arbeitsplätze vorhanden sind.

Pendeln heißt auch für Viele, dass sie die tagtägliche freizeitraubende, nicht immer ungefährliche Anstrengung auf sich nehmen, weil sie zu ihrem Wohnort einen besonderen Bezug haben. Weil sie
dort geboren sind, weil sie es dort lebenswert finden, weil dort ihre angestammte Heimat ist.

422.000 OberösterreicherInnen bzw. 62 % aller Beschäftigten in OÖ müssen täglich zur Arbeit pendeln. Speziell im Zentralraum Linz, indem sich fast die Hälfte aller Arbeitsplätze OÖ befinden, spielt es
sich Tag für Tag ab. Zirka 170.000 PendlerInnen stauen in den Morgen- und Abendstunden zu oder von ihrem Arbeitsplatz. Darunter ca. 7.000 RohrbacherInnen und über 20.000 UrfahranerInnen – Tendenz steigend.

Wenn wir diese auspendelnden Bürger weiterhin in unseren ländlichen Gemeinden halten wollen, dann gilt es den Ausbau der jetzt schon stark überlasteten Straßen an den Hauptpendel-Strömen vorantreiben und Nadelöhre wie die Einfahrt nach Linz zu beseitigen. Gleichzeitig heißt es durch den Ausbau des Öffentlichen Verkehrsnetzes in diesen Einströmkanälen Richtung Linz dessen Benützung
attraktiver und lukrativer zu gestalten und vorhandenes Potential nicht kaputt zu sparen.

Hier gilt es, den Spagat zu schaffen, nämlich zwischen der hohen Umweltbelastung durch zu starke Mobilitätsbewegungen und dem Willen das Abwandern aus dem ländlichen Raum hintanzuhalten.

Und da bin ich beim herausforderndste Ansatz für die ländlichen Kommunen – nämlich die Abwanderung zu stoppen bzw. die Entvölkerung speziell in den peripheren Landregionen zugunsten des Zentralraumes, gemeint sind damit die Städte und ihre Speckgürtel, zumindest zu minimieren.
Ziehen nämlich die jungen und gut Ausgebildeten weg vom Land, dann beginnt sich die Spirale der Ausdünnung in den ländlichen Regionen immer rascher zu drehen: Immer weniger Einnahmen der Gemeinden (Ertragsanteile pro Kopf), weniger Arbeitsplätze, weniger Infrastruktur, weniger soziales und kulturelles Angebot.

Gerade der Sozialbereich würde bei weiter anhaltendem, rasantem Fortschreiten der Abwanderung sehr schnell an die Grenzen seiner Belastbarkeit stoßen. Speziell der Komplex Altenpflege wäre durch
das Wegfallen der traditionellen Formen der Unterstützung (Familie, Nachbarschaftshilfe) oder einem Personalschwund im Ehrenamtsbereich und dadurch bedingtem Wegbrechen der sozialen Netzwerke
(Nachmittagsbetreuung udgl.) stark beeinträchtigt und würde eine noch stärkere staatliche Institutionierung unumgänglich machen.

Infrastrukturelle Voraussetzungen schaffen

Die Setzung von Schwerpunkten, wie der Schaffung von Arbeitsplätzen durch Betriebsansiedlungen, das Ausbilden und Halten von qualifizierten Arbeitskräften, die Bereitstellung von entsprechenden
Bildungsangeboten, der Ausbau der technischen Infrastrukturen (Internet, Mobilitätskonzepte), sowie die Erweiterung der Angebotspalette im Bereich der sozialen Einrichtungen (Krankenhaus,
Senioreneinrichtungen, Möglichkeiten der Kinderbetreuung) sind ein Muss zur Eindämmung der bereits im Gange befindlichen Abwanderung aus den ländlichen Regionen.

Man kann städtische Strukturen nicht einfach aufs Land übertragen, sondern muss die Leute vor Ort entscheiden lassen, was sie wollen und brauchen. Jede Region hat durch seine topografische Lage (z.B. Berggebiet) oder durch seine strukturelle Vielfalt, speziell durch die vorherrschende Wirtschaftsstruktur (touristisch, agrarisch udgl.) seine eigene Regionalität.

Durch Erarbeitung von Entwicklungsstrategien müssen Negativtrends gestoppt und umgedreht werden. Ansätze im Tourismus- und Energiebereich gibt es bereits viele. Mit der Schaffung nachhaltiger Wertschöpfung in der Region könnten wieder neue Arbeitsplätze entstehen und es würde trotz der
düsteren demografischen Entwicklungsprognosen wieder Hoffnung für unsere Jugend auf eine lebenswerte Zukunft in ihrer Heimat aber auch für unsere Älteren für ein sorgenfreies Altern aufkommen.

Quelle: Lembacher Nachrichten - ÖVP Fraktionsobmann Reinhard Richtsfeld

 

Quelle: Verein ReSI.at (rejo), erschienen am 8.7.2012
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