Regionales-Vermischtes | Neufelden
 |
Poly Neufelden startet innnovatives Projekt zur Gewaltprävent

Das Poly Neufelden ist eine von zwei Pilotschulen in OÖ - SozialarbeiterInnen unterstützen LehrerInnen und SchülerInnen in Konfliktsituationen
Foto: Starten Pilotprojekt zur Gewaltprävention am Polytechnikum Neufelden (v.re.) Dir. Gerhard Hintringer, Grünen-Klubobmann Bildungssprecher Gottfried Hirz und Alfred Kohlberger vom Verein Neustart.
Fotonachweis: Spöcker/Grüne
NEUFELDEN: Der Startschuss für das Pilotprojekt am Polytechnikum Neufelden ist ein immens wichtiger Schritt, um Gewalt an Schulen vorzubeugen. Und: Es ist auch ein großer Erfolg für die Grünen. „Die Grünen haben sich immer schon massiv für den Ausbau der Schulsozialarbeit in Oberösterreich eingesetzt. Sowohl um im Schulbereich verstärkt auf die Problemlagen der SchülerInnen und LehrerInnen eingehen zu können, als auch die präventive Arbeit gegen Gewalt an Schulen auszubauen“, betont Bildungssprecher Hirz.
Ein entsprechender Antrag ist auf Initiative der Grünen vom OÖ. Landtag im Dezember 2008 beschlossen worden. Hirz ist deshalb sehr erfreut, dass bereits zwei Monate später am Polytechnikum Neufelden mit einem innnovativen Schulprojekt zur „Schulsozialarbeit“ in Oberösterreich gestartet werden kann. Das Konzept für das Projekt stammt vom Sozialverein „Neustart“, der auch Durchführung und Umsetzung übernimmt.
DirektorInnen, LehrerInnen, Eltern und SchülerInnen wünschen sich mehr Gewaltprävention an Schulen
Noch ist nicht ausreichend untersucht, ob Gewalt an Schulen tatsächlich zunimmt oder ,nur’ verstärkt wahrgenommen wird bzw. sich in ihrer Form geändert hat. In Österreich gibt es nach wie vor keine repräsentativen Studien über einen längeren Zeitraum, die einen Vergleich ermöglichen würden.
„Fakt ist allerdings, dass Gewalt an Schulen von SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen zunehmend als Problem erachtet wird“, meint Hirz, der auf eine alarmierende Umfrage des Vereins „Neustart“ im Frühling 2008 unter SchülerInnen und LehrerInnen verweist.
Demnach ist jede/r vierte Schüler/in zumindest ein Mal pro Woche Opfer von Gewalt. Das Ergebnis der Umfrage zeigt für Hirz auch, dass es bei der Gewaltprävention an Angeboten mangelt, zumindest sehen es die Betroffenen so: Etwa 81 Prozent der befragten LehrerInnen beurteilen laut Umfrage die Angebote als „nicht ausreichend“, und auch 88 Prozent der SchülerInnen und sogar 91% der Eltern sehen zu wenige Angebote.
Für die bundesweit durchgeführte Umfrage hat der Verein „Neustart“ allein in Oberösterreich fast 2.000 Personen befragt. Wenig Unterschied macht dabei der Schultyp: Hauptschulen, Gymnasien und Berufsschulen sind fast im gleichen Ausmaß betroffen, einzig in polytechnischen Lehrgängen oder Sonderschulen sind die Probleme noch größer.
Präventive Arbeit gegen Gewalt an Schulen verstärken, heißt auch Schulsozialarbeit ausbauen!
Damit ist klar: Die präventive Arbeit gegen Gewalt an Schulen muss dringendst ausgebaut werden. „Sie hat auf möglichst vielen Ebenen anzusetzen und alle am ,System Schule‘ beteiligten Personen, aber auch schulexterne Personen einzubeziehen“, betont Hirz. Hier ist der Ausbau der Schulsozialarbeit ein enorm wichtiger Ansatz. Damit ist ein verstärkter Einsatz von SozialarbeiterInnen gemeint, die den Schulalltag begleiten und unterstützend eingreifen, bevor Konflikte eskalieren.
Für Hirz soll die Schulsozialarbeit die Arbeit der BeratungslehrerInnen und SchulpychologInnen ergänzen: Je besser die Zusammenarbeit mit den Lehrkräften funktioniert, desto mehr werden die PädagogInnen entlastet, wenn Probleme mit SchülerInnen auftauchen.
Konflikte – auch gewalttätige – sind im Schulalltag leider eine traurige Tatsache. Gewalt kann niemals völlig ausgeschlossen werden. Jedoch: „Vorbeugende Maßnahmen tragen wesentlich dazu bei, dass Konfliktsituationen nicht eskalieren und damit auch Gewalttätigkeiten unterbleiben“, betont Hirz.
Genau darauf zielt das Schulsozialkonzept des Vereins „Neustart“ ab: Während des ganzen nächsten Schuljahres wird am Polytechnikum Neufelden und an der HS Attnang ein Sozialarbeiter/eine Sozialarbeiterin einen Vormittag pro Woche an der Schule anwesend sein, in Abstimmung mit der Direktion Beratung und Krisenintervention für SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern anbieten und auch telefonisch ständig erreichbar sein.
„Bei diesen Projekten können alle Beteiligten nur gewinnen“, ist Hirz überzeugt. Es kommt zu einer Entlastung der PädagogInnnen, die SchülerInnen haben eine Anlaufstelle bei Konflikten und die Eltern die Beruhigung, dass geeignete Maßnahmen gegen aufkeimende Gewalt gesetzt werden. „Erfolgreiche präventive Schritte wirken sich unterm Strich natürlich auch auf den Schulstandort selbst aus“, ist Hirz überzeugt.
Es wird laut Hirz auch eine wissenschaftliche Evaluierung des Projekts geben, die konkrete Form wird derzeit noch überprüft.
DTS Gerhard Hintringer / Schulleitung Polytechnikum Neufelden
Institutionalisiert im Schuljahr 2003/04 weist das Polytechnikum Neufelden jährlich eine Schülerzahl von meist über 100 SchülerInnen auf. Im Vorjahr wurde mit 120 SchülerInnen ein Höchststand erreicht. Im laufenden Schuljahr besuchen insgesamt 109 SchülerInnen das Polytechnikum Neufelden, davon sind 75 männlich und 34 weiblich. Zwei Schülerinnen und zwei Schüler haben einen Migrationshintergrund.
Im Polytechnikum Neufelden werden folgende Fachbereiche angeboten: Bau, Dienstleistungen, Elektro, Gesundheit und Soziales, Handel/Büro, Metall und Tourismus. Besonders die technischen Bereiche werden überdurchschnittlich angenommen.
Professionell vorbeugen ist das Mittel gegen Gewalt an der Schule
Die allgemein zunehmende Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen wird in der Öffentlichkeit heiß diskutiert und findet sich auch thematisch stark in den Medien wieder. „Im Mühlviertel leben wir offenbar noch in einer ,heileren‘ Welt, die Neigung zu vor allem verbaler Gewalt und Sachbeschädigung wird aber auch an den Pflichtschulen größer“, meint Direktor Hintringer. Und: „Prävention mit professioneller Unterstützung ist der beste Weg dem vorzubeugen, in diesem Punkt bin ich mit meinen KollegInnen einer Meinung. Deshalb haben wir uns für dieses Projekt beworben.“
Das Polytechnikum Neufelden geht mit großen Erwartungen und positiv gestimmt in das Pilotprojekt
Konkret erwartet sich Direktor Gerhard Hintringer:
• Unterstützung von LehrerInnen, SchülerInnen und Eltern bei der Bewältigung von problematischen Situationen, die im Schulalltag auftreten
• Unterstützung bei Krisen durch Krisenintervention
• Verminderung bzw. Beseitigung von Beeinträchtigungen des Schulbetriebes durch verhaltensauffällige SchülerInnen
• Unterstützung bei der Erarbeitung von Verhaltensvereinbarungen an der Schule und bei pädagogischen Konferenzen
• Vorbereitung von Projekten zur Gewaltprävention.
Das Polytechnikum Neufelden hat stets das Ziel, die SchülerInnen optimal auf den Beruf vorzubereiten und sie auf dem Weg dorthin zu begleiten. „Wir sorgen für eine gute fachliche Ausbildung, das Projekt kann und wird uns und auch den Eltern im sozialen Bereich sehr behilflich sein“, meint Direktor Hintringer.
Als sehr positiv erachtet Hintringer die Tatsache, dass sich das Projekt über ein ganzes Jahr erstreckt. „Heuer tritt das Projekt in ein bereits gewachsenes soziales und schulisches Umfeld ein. Im nächsten Jahr wird uns das Projekt helfen, ein soziales Umfeld – so wie jedes Jahr – neu aufzubauen und zu gestalten“, betont Hintringer. Und: „Die Evaluierung dieses Projekts könnte interessante Aufschlüsse über unseren Schultyp und dessen soziales Umfeld geben.“
DSA Alfred Kohlberger, MAS, Leiter Neustart Linz-Steyr: Eine Umfrage bestätigt: Jugendgewalt ist ein großes Problem, die Betroffen wollen bei der Prävention externe Unterstützung
Der Verein NEUSTART hat im Frühjahr 2008 eine Online-Umfrage unter allen Schulen Österreichs zum Thema „Gewalt an Schulen“ in Auftrag gegeben. Laut den Ergebnissen der Online-Umfrage stufen 78 Prozent der LehrerInnen und 75 Prozent der Eltern das Problem Jugendgewalt als großes oder sehr großes Problem ein.
„Grundsätzlich sind 92 Prozent der LehrerInnen, 86 Prozent der Eltern und 72 Prozent der SchülervertreterInnen der Meinung, dass für Leistungen rund um das Thema Kriminal- und Gewaltprävention externe Unterstützung hinzugezogen werden sollte“, zieht Kohlberger Bilanz.
Aus diesem Grund hat der Verein NEUSTART gemeinsam mit Lehrerinnen und Lehrern verschiedene Angebote für die Schulen zu diesem Thema entwickelt.
Zwei Pilotschulen in Oberösterreich
Im Auftrag des Landes Oberösterreich wird an zwei Schulen in Oberösterreich – an der Hauptschule Attnang-Puchheim und am Polytechnikum in Neufelden – das Angebot „Laufende Beratung und Krisenintervention“ (kurz Schulsozialarbeit) durchgeführt.
An beiden Schulen wird dieses Projekt mit Beginn des 2. Semesters 2009 starten und bis zum Ende des Wintersemesters 2009/2010, konkret bis 10. Februar 2010, dauern. Kohlberger: „An jeder Schule wird ein Sozialarbeiter des Vereins NEUSTART einen Halbtag pro Woche anwesend sein und für Fragen und Problemstellungen der SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern zur Verfügung stehen. Außerdem ist der Sozialarbeiter täglich 8 Stunden für dringende Fälle erreichbar.“
Neustart bietet mit diesem Angebot zweierlei:
• Hilfe und Unterstützung in konkreten Problemlagen für alle Betroffenen.
• Konkrete Präventionsarbeit für die gesamte Schule durch Vorträge in den Klassen, Elternabende und Teilnahme an LehrerInnenkonferenzen.
Durchgeführt werden sämtliche Angebote zur Gewalt- und Kriminalprävention von
NEUSTART-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern, die über eine umfassende Ausbildung in den Bereichen Konfliktregelung, Umgang mit Alkohol beziehungsweise Suchtmittelmissbrauch, Bewältigung von akuten Krisensituationen im Einzel- und Gruppengespräch, Gruppenarbeit und fundierte psychologische Kenntnisse verfügen.
Quelle: Die Grünen Oberösterreich - Pressereferent Mag. Dietmar Spöcker, erschienen am 28.2.2009
Der Artikel wurde 1523 mal gelesen
|
|
|