LEMBACH. Ein Bericht von Christina Lindorfer. Afrika hautnah erleben – Menschen, Kultur, Natur - und das gemeinsam mit neun weiteren Interessierten und der Tansania-Erfahrenen Petra Gehrer.
Unsere Reise begann in Dar Es Salaam, der wichtigsten Hafenstadt Tansanias. Der Zug, der 24 Stunden Verspätung hatte und nur zweimal pro Woche fährt, brachte uns quer durch das Land in Richtung Süden. Nach fast 20 Stunden Fahrt hatten wir unser Ziel erreicht: Das Kloster und Dorf Hanga. Ca. 5000 Menschen leben hier, wobei laut einer Statistik des hiesigen Gemeindeamtes davon etwa 1500 Kinder jünger als 5 Jahre alt sind. Sie prägen auch das Bild des Dorfes – schmutzig, oftmals in zerrissenen Kleidern, meist barfuß und mit den kleineren Geschwistern auf dem Rücken, sind sie tagsüber auf sich gestellt. Wir besuchten die Schulen des Dorfes: St. Laurent, eine Privatschule.
Mangels Budget 70 bis 100 SchülerInnen pro Klasse
Die Kinder sehen ihre Eltern meist nur in den Ferien, da sie ganze Tagesreisen entfernt leben. Bereits Sechsjährige müssen hier ihre Schuluniform selber waschen. In einer Dorfschule unterrichtet eine LehrerIn teilweise gleichzeitig zwei Klassen mit jeweils 70–100 SchülerInnen. Sogar in Mathematik wird nur auswendig gelernt. Die Regierung des Landes versucht das Bildungssystem zu verbessern. Die angestrebte Senkung der Klassenschülerhöchstzahl ist mangels Budgets nicht umsetzbar. In den Schulen muss auch IT-Unterricht angeboten werden. Unsere Frage: Wie geht das in einer Schule ohne Stromversorgung? – Die LehrerInnen zeigen Fotos von PCs und Tastaturen.
AIDS - kein Tabuthema
Der Pater der Krankenstation erklärte uns, dass AIDS stark verbreitet sei und hier ganz und gar kein Tabuthema mehr ist. Überall sehen wir Plakate mit der Aufforderung sich testen zu lassen. Die Schwestern und Mönche betreiben AIDS-Aufklärung, dürfen jedoch den Schutz mit Kondomen nicht propagieren.
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Große Freude über die Lembacher Fußballdressen
Bleibende Eindrücke
Was beeindruckte, ist das ehrliche und offene Lachen, mit dem wir aufgenommen wurden, der Umgang mit Zeit - Warum sollte man etwas schneller machen, wenn man ausreichend Zeit hat, es zu tun? Und es muss nicht alles perfekt funktionieren – das Fahrrad fährt, ob mit oder ohne Gangschaltung und Bremse. Verstummen ließ mich der atemberaubende Sternenhimmel der kühlen Nächte und die Sonne, die jeden Tag wie ein Feuerball am Horizont verschwand und die Erde in leuchtendes Orange färbte.
Ich fühlte mich oft klein in diesem Land aufgrund der Weite der unberührten Natur, der Lebenskunst der Menschen und der Unmöglichkeit, Armut und Krankheit auf Knopfdruck zu beseitigen. Doch ein weiteres Gefühl bleibt: Die Hoffnung, mit wenigem für einige viel bewirken zu können und die Erfahrung, dass Armut nicht unbedingt an der Größe des Besitzes messbar ist.
Kleine Spenden machen große Freude
Vielen Dank auch an die Selbstbesteuerungsgruppe Lembach, die Geld für den Kauf von Schulheften und Stiften zur Verfügung stellte, der Sparkasse Lembach für die Spende von Kugelschreibern und Rucksäcken und der Sektion Fußball für die gespendeten Dressen.
Quelle: Lembacher Nachrichten / Christina Lindorfer